TEMPORAMORES - Newsletter # 405 - 30.3.2025




KURZMELDUNGEN

Bei Splitter erschien soeben eine der großartigsten Graphic Novels der letzten Jahre. Der französische Zeichner und Szenarist Christophe Bec hat eine dystopische Nachkriegswelt erschaffen, die in ihrer Dramatik, Schroffheit und erhabenen Majestät ihresgleichen sucht. Mehr als 400 Jahre nach dem letzten Krieg ist das Wissen darum wie es früher einmal war fast vollständig in Vergessenheit geraten. Nur ein einzelner Suchender macht sich auf den Weg zum „Blauen Kind“, denn von ihm soll man alles über die Geschichte der Erde erfahren können … Das Album INEXISTENZEN stellt einen Schaffenshöhepunkt im Werk Becs dar – und ist vor allem durch die gigantischen Ausfalt-Doppel-Seiten ein optischer Genuss der Extraklasse!

Das Frühjahrsprogramm von Carcosa ist ein einziges Loblied auf die Kurzgeschichte: Mit SELTSAME GESCHEHNISSE liegt endlich der erste Erzählungsband der amerikanischen Schriftstellerin und (Small Beer Press-)Verlegerin Kelly Link auf Deutsch vor. Das 2001 erschienene Original enthält 11 Stories, von denen nur zwei oder drei bereits übersetzt wurden, den Rest hat nun Maike Hallmann gekonnt übertragen und so das Humorvolle und Leichte, das Links Geschichten auszeichnet, dem hiesigen Publikum zugänglich gemacht.

Ganz neu bei uns ist Rebecca Campbell, eine kanadische Autorin, die für ihren aus sechs Geschichten zusammengefügten Mosaikroman ARBOREALITÄT 2023 mit dem Ursula K. Le Guin Prize ausgezeichnet wurde, nachdem sie für die zentrale Erzählung 2021 bereits den Theodore Sturgeon Memorial Award einheimsen konnte. Große Erwartungen also an ein kleines Buch – welche dieses aber spielend erfüllt, vor allem auch, da die Übersetzung von Barbara Slawig (Hallo! Lange nichts mehr gehört/gelesen; welcome back) den ebenso klaren wie flüssigen Stil Campbells in ein klangvolles Deutsch bringt.

Memoranda bringt hingegen die dritte „Best of“-Sammlung der Erzählungen von „Altmeister“ Michael Marrak unter dem Titel ASTROSAPIENS. Auf 350 Seiten sind hier acht Geschichten aus den letzten 25 Jahren vereint; zwei davon sogar als Erstveröffentlichungen, die anderen wie gewohnt in teilweise erheblichen Überarbeitungen, sodass sich Kauf und Lektüre in jedem Fall lohnen. Die Gestaltung des Buches übernahm der Künstler selbst, verwendete dabei jedoch Bilder von Michael Hutter. Lustiges Detail: Blurp von Andreas Eschbach auf dem Umschlag (s. u.).


ZITAT

„EXO-PROGRESSIONEN [ist]  meine erste STELLARIS-Erzählung, und trotz ihrer Kürze eine Story mit längerer Geschichte. Ihre Geburtsstunde »feierte« sie im Jahr 1999 unter dem Titel »Pimperlinge« und war damals mein Beitrag für den Storywettbewerb des EuroCon 99 zum Thema »Money Makes the Space Go Round«, bei dem ich meines Wissens Platz 4 belegt habe. In der Jury saß damals u. a. auch Andreas Eschbach, der von meinem Machwerk alles andere als begeistert war (Marrak: Zero Points). Ihre zweite, erweiterte Inkarnation erfuhr die Geschichte knapp ein Jahr später unter demselben Titel in der Ausgabe 37 des SF-Magazins ALIEN CONTACT. Herausgeber Hardy Kettlitz war damals ob des Titels ein wenig irritiert, weil er »Pimperlinge« nicht als Synonym für Kleingeld bzw. Geldmünzen kannte, sondern das Wort von »pimpern« ableitete, einem umgangssprachlichen Begriff für »koitieren«.“

 Michael Marrak – „Nachbemerkungen“ ; in: ASTROSAPIENS (S. 342)



Zurück

Next