Mit SWEDISH MACHINES
(S.Fischer/TOR, ISBN 978-3-596-71139-0, 184 S.) legt der 1984 geborene Autor
und Künstler Simon Stålenhag bereits
seinen fünften „illustrierten Roman“ innerhalb von zehn Jahren (sein Erstling
TALES FROM THE LOOP erschien 2014) vor, ein weiteres literarisches
„Wunderwerk“, in dem sich Wort und Bild auf eine einzigartige Weise verbinden
und ergänzen. Stålenhag gehört zu den wenigen echten Doppelbegabungen innerhalb
des Genres, die sowohl erzählen wie illustrieren können, und was er mit diesen
Fähigkeiten anstellt, beschert ihm eine verdiente „Alleinstellung“ innerhalb
der zeitgenössischen Phantastik. Natürlich ist es zuerst das Riesenformat, das
beim Betrachten auffällt, dann das Gewicht, dann die überformatigen
fotorealistischen Bilder einer nordischen Welt, die ganz knapp neben der
Realität zu existieren scheint – und dann die „Dinge“, die in dieser Welt
vorhanden sind und die definitiv nicht aus „unserer“ Realität stammen. Und wenn
dann die Geschichte dazu sich ganz ruhig und langsam und in ihrer ganzen Tiefe
und Größe entwickelt, zeigt sich erst die wirkliche Meisterschaft Stålenhags.
Diesmal geht es also um ein Alternativwelt-Schweden, in dem 1980 der Test einer
Kriegswaffe so dramatisch fehlgeschlagen ist, dass nur noch eine riesige
Sperrzone eingerichtet werden konnte und man von Seiten der Industrie, des Militärs
und der Politik alles versucht, die Sache totzuschweigen. Kurz vor der
Jahrtausendwende machen sich die einheimischen Klassenkameraden Linus und Valter
an die Erforschung der verbotenen Zone. Während der musikalische Linus danach
wegzieht und in Stockholm ein neues Leben beginnt, bleibt das Computergenie
Valter in der Nähe und erforscht die Zone heimlich weiter. Über viele Jahre
besucht ihn Linus immer wieder, aber nach einem dramatischen
Nervenzusammenbruch Valters trennen sich ihre Wege – bis Linus im Dezember 2025
ein von Valter vorhergesagtes Ereignis in der Zone beobachten will …
Das schwierige Verhältnis, das
Kurt Vonnegut Jr. zur Science
Fiction hatte, ist bekannt, allerdings verwendet der Autor in fast allen seinen
Werken typische Stil- und Handlungselemente der SF-Literatur. So bereits 1952
in seinem Erstlingsroman PLAYER PIANO, der bei uns bisher den Titel DAS
HÖLLISCHE SYSTEM hatte, und dessen ungekürzte Neuübersetzung durch Peter Torberg bei Heyne jetzt erstmals
ebenfalls als PLAYER PIANO (ISBN 978-3-453-30266-0, 460 Seiten) erschienen ist.
Der Roman spielt in der nahen Zukunft nach einem 3. Weltkrieg. Handlungsort ist
hier erstmals das fiktive Städtchen Ilium, New York, das Vonnegut über viele
Jahre gute Dienste erwies. Die USA sind vollständig automatisiert, die
ehemaligen Werktätigen werden mittels „Brot & Spielen“ ruhig gestellt. Nur
eine kleine Gruppe von Ingenieuren und Führungskräften „darf“ die alles
steuernde KI unterstützen und erhält dafür allumfassenden Luxus. Was aber
passiert, wenn jemand dieses „höllische System“ stürzen will …
„Glauben Sie, dass es eine dritte
industrielle Revolution geben wird?“
„Eine dritte? Was könnte das denn sein?“
„Ich weiß nicht genau. Die erste und die zweite müssen
irgendwann ja auch ziemlich unvorstellbar gewesen
sein.“
Kurt Vonnegut in: PLAYER
PIANO (S. 29)