TEMPORAMORES - Newsletter # 407 - 25.05.2025




KURZMELDUNGEN

Mit SWEDISH MACHINES (S.Fischer/TOR, ISBN 978-3-596-71139-0, 184 S.) legt der 1984 geborene Autor und Künstler Simon Stålenhag bereits seinen fünften „illustrierten Roman“ innerhalb von zehn Jahren (sein Erstling TALES FROM THE LOOP erschien 2014) vor, ein weiteres literarisches „Wunderwerk“, in dem sich Wort und Bild auf eine einzigartige Weise verbinden und ergänzen. Stålenhag gehört zu den wenigen echten Doppelbegabungen innerhalb des Genres, die sowohl erzählen wie illustrieren können, und was er mit diesen Fähigkeiten anstellt, beschert ihm eine verdiente „Alleinstellung“ innerhalb der zeitgenössischen Phantastik. Natürlich ist es zuerst das Riesenformat, das beim Betrachten auffällt, dann das Gewicht, dann die überformatigen fotorealistischen Bilder einer nordischen Welt, die ganz knapp neben der Realität zu existieren scheint – und dann die „Dinge“, die in dieser Welt vorhanden sind und die definitiv nicht aus „unserer“ Realität stammen. Und wenn dann die Geschichte dazu sich ganz ruhig und langsam und in ihrer ganzen Tiefe und Größe entwickelt, zeigt sich erst die wirkliche Meisterschaft Stålenhags. Diesmal geht es also um ein Alternativwelt-Schweden, in dem 1980 der Test einer Kriegswaffe so dramatisch fehlgeschlagen ist, dass nur noch eine riesige Sperrzone eingerichtet werden konnte und man von Seiten der Industrie, des Militärs und der Politik alles versucht, die Sache totzuschweigen. Kurz vor der Jahrtausendwende machen sich die einheimischen Klassenkameraden Linus und Valter an die Erforschung der verbotenen Zone. Während der musikalische Linus danach wegzieht und in Stockholm ein neues Leben beginnt, bleibt das Computergenie Valter in der Nähe und erforscht die Zone heimlich weiter. Über viele Jahre besucht ihn Linus immer wieder, aber nach einem dramatischen Nervenzusammenbruch Valters trennen sich ihre Wege – bis Linus im Dezember 2025 ein von Valter vorhergesagtes Ereignis in der Zone beobachten will …

Das schwierige Verhältnis, das Kurt Vonnegut Jr. zur Science Fiction hatte, ist bekannt, allerdings verwendet der Autor in fast allen seinen Werken typische Stil- und Handlungselemente der SF-Literatur. So bereits 1952 in seinem Erstlingsroman PLAYER PIANO, der bei uns bisher den Titel DAS HÖLLISCHE SYSTEM hatte, und dessen ungekürzte Neuübersetzung durch Peter Torberg bei Heyne jetzt erstmals ebenfalls als PLAYER PIANO (ISBN 978-3-453-30266-0, 460 Seiten) erschienen ist. Der Roman spielt in der nahen Zukunft nach einem 3. Weltkrieg. Handlungsort ist hier erstmals das fiktive Städtchen Ilium, New York, das Vonnegut über viele Jahre gute Dienste erwies. Die USA sind vollständig automatisiert, die ehemaligen Werktätigen werden mittels „Brot & Spielen“ ruhig gestellt. Nur eine kleine Gruppe von Ingenieuren und Führungskräften „darf“ die alles steuernde KI unterstützen und erhält dafür allumfassenden Luxus. Was aber passiert, wenn jemand dieses „höllische System“ stürzen will …


ZITAT

Glauben Sie, dass es eine dritte industrielle Revolution geben wird?“

„Eine dritte? Was könnte das denn sein?“

„Ich weiß nicht genau. Die erste und die zweite müssen irgendwann ja auch ziemlich unvorstellbar gewesen sein.“

Kurt Vonnegut in: PLAYER PIANO (S. 29)



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