TEMPORAMORES - Newsletter # 387 - 14.2.2024




A DEATH IN THE FAMILY

Eigentlich haben wir uns gar nicht so oft getroffen – aber es fühlt sich jetzt doch an, als ob wir mit Hans Frey nicht nur einen guten Bekannten, sondern einen Freund verloren hätten. Frey, geboren am 24. Dezember 1949 in Gelsenkirchen, war nicht nur ein engagierter Lehrer, Gewerkschaftler, Genosse und Politiker (25 Jahre für die SPD im nordrhein-westfälischen Landtag), sondern auch ein Science-Fiction-Fan und Genre-Forscher allererster Güte. Ab 2011 erschienen von ihm mehrere Sachbücher über genrespezifische Themen (PHILOSOPHIE UND SCIENCE FICTION) und biografische Abhandlungen über James Tiptree jr., Alfred Bester und J. G. Ballard. Großen Erfolg hatte er mit seiner inzwischen auf vier Bücher angewachsenen Literaturgeschichte der deutschsprachigen Science Fiction seit 1810, die 2018 mit FORTSCHRITT UND FIASKO im Memoranda Verlag startete und für die er 2021 mit einem Kurd Laßwitz Preis ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit dem Verleger Klaus Farin (Hirnkost) hob er 2022 die Nachdruck-Reihe „Wiederentdeckte Schätze der Science Fiction“ aus der Taufe und war unter den Initiatoren der auf mehrere Jahre geplanten Aktion „Projekt Zeitenwende – Kongress der Utopien“. Zudem veröffentlichte er kenntnisreiche Artikel in Science-Fiction-Magazinen wie !Time Machine und phantastisch!, war gern gesehener Gast auf Tagungen und Conventions und ein ebenso zugewandter wie liebenswürdiger Gesprächspartner. Hans Frey starb am 25. Januar 2024, nur einen Monat nach seinem 74. Geburtstag.

Kurz darauf erschien die Ausgabe 8 von !Time Machine, dem von Christian Hoffmann und Udo Klotz herausgegebenen „Science Fiction Fan-Zine“ (Wurdack Verlag, 64 Seiten, 6,90 Euro / www.wurdackverlag.de ). Das Heft ist voller hervorragender, umfangreicher und hochklassiger Beiträge. Ein kleiner Wehmutstropfen ist jedoch, dass der absolut lesenswerte Essay „Mythos und Science Fiction“, der mit 20 Magazin-Seiten Umfang schon fast ein kleines Buch ergeben hätte, nun der wohl letzte Text ist, den Hans Frey verfasst hat. Welche Lücke er hinterlässt, wird auch in dem sich anschließenden und ebenfalls von Frey stammenden Beitrag über das „Projekt Zeitenwende – Kongress der Utopien“ deutlich, einer multimedialen, spartenübergreifenden Aktion, an deren Konzeption er von Beginn an mit viel Herzblut beteiligt war. Mehr unbelastete Freude verbreiten dann der Artikel „Es kreucht und fleucht – Tiere in der Science Fiction“ von Hoffmann, eine Übersicht über die diversen „STAR TREK Chronologien“ von Klotz, eine umfangreiche „Science Fiction History“ von Hardy Kettlitz sowie eine Vielzahl an Buchbesprechungen, in denen aktuelle und vergessene „SF-Perlen“ zum Glänzen gebracht werden. Allein wegen dem Frey-Essay, der zum Besten gehört, was je über Science Fiction geschrieben wurde, eine unbedingt Kaufempfehlung!!



ZITAT

„Der Sense of Wonder ist, kurz gesagt, das bestimmende Lebens- und Weltgefühl des kosmischen Bewusstseins.“

 Hans Frey in: !Time Machine. Ausgabe 8 (S. 23)



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