TEMPORAMORES - Newsletter # 256 - 30.11.2016




KURZMELDUNGEN

Manchmal hilft beten ja doch: Kaum 35 Jahre auf den Knien und schon hat Hoffman und Campe mein Flehen erhört und eine – wunderschön gemachte – Einzelausgabe von E. M. Forsters Meisternovelle DIE MASCHINE STEHT STILL (ISBN 978-3-455-40571-2) veröffentlicht. Auf gerade einmal 80 Seiten (in der guten Übersetzung von Gregor Runge) schreibt Forster darüber wie das Leben von Menschen abläuft, wenn ihnen sofortiger, weltweiter Informationsaustausch, soziale Netzwerke, Videotelefonie, portofreie Lieferung von im Netz bestellten Dingen usw. zur Verfügung stehen. Eigentlich muss niemand mehr vor die Türe seine Wohn-Wabe gehen, wenn das aber doch einmal erforderlich wird, können die Bewohner in Forsters Zukunftswelt auf von autonomen Maschinen gesteuerte Verkehrsmittel zugreifen und innerhalb kürzester Zeit zwischen den unterirdisch angelegten Städten hin und her reisen. Alles läuft vollautomatisch, gesteuert von einer allmächtigen „Maschine“, deren mehr als tausendseitige Bedienungsanleitung das Heilige Buch dieser Zivilisation geworden ist. Es stellt sich jedoch die Frage, was passiert, wenn die Maschine einmal stillsteht …? Geschrieben wurde dieser Klassiker übrigens 1909.

Nach dem Welterfolg von Andy Weirs DER MARSIANER brachte Heyne die schon als „klassisch“ angesehene „Mars-Trilogie“ von Kim Stanley Robinson als Neuauflage heraus und legt jetzt Robinsons 2015 im amerikanischen Original erschienen neuesten Science-Fiction-Roman AURORA (ISBN 978-3-453-31724-6, 555 Seiten) nach. Übersetzt von Jakob Schmidt schildert der Autor die Geschehnisse an Bord eines Generationen-Raumschiffs, mit dem 2000 Menschen unterwegs sind, um einen neuen Planeten zu besiedeln. Aus diesem nicht ganz neuen Konzept holt Robinson einiges an Spannung und Unterhaltung raus und gibt u. a. auch der KI des Schiffes Gelegenheit, einmal ihre Sicht der Dinge darzulegen. Ein Schlechtwetterschmöker der Spitzenklasse.

Zu meinen liebgewordenen Ritualen zählt seit vielen Jahren das Warten auf den neusten SPECTRUM-Bildband. Mitte November erschien jetzt die dreiundzwanzigste Ausgabe dieses unverzichtbaren Kompendiums der aktuellen fantastischen Kunstszene. Auf mehr als 300 Seiten zeigt das von John Fleskes herausgegebene SPECTRUM 23 (Flesk, ISBN 978-1-933865-90-4, Hardcover) wieder einmal „The Best in Contemporary Fantastic Art“ von fast genauso vielen KünstlerInnen, wobei die Bandbreite wie gewohnt von der Werbegrafik über Buchcover und Comicseiten bis hin zur Plastik reicht und auch viele unveröffentlichte Bilder gezeigt werden. Neben berühmten und bekannten „Altmeistern“ stellen sich alljährlich viele neue Talente vor, deren Arbeiten davon zeugen, dass wir auch in Zukunft noch viele tolle fantastische Kunstwerke zu erwarten haben. Und mit großer Freude habe ich, nach einigen Jahren Pause, auch unseren Würzburger „Malermeister“ Volkan Baga wieder im Kreis der SPECTRUM-Künstler entdeckt.



ZITAT

„Kurz gesagt gibt es gewissen Handlungen und Gefühle, die sich Algorithmen immer entziehen. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht zum Ausdruck bringen.“

Kim Stanley Robinson – AURORA (S. 151)



Zurück

Next