TEMPORAMORES - Newsletter # 242 - 27.11.2015




KURZMELDUNGEN

Da liegt er nun vor uns, AMALTHEA (Manhattan, ISBN 978-3-442-54762-3), der neu Roman von Neal Stephenson. Auf den ersten Blick das gewohnte Großformat, ein Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen – und 1056 Seiten stark. Auf den Vorsätzen finden wir zwei Zeichnungen, was an die PERRY RHODAN-Silberbände erinnert, mit denen die technischen Beschreibungen diverser Raumfahrzeuge aus dem Buch ergänzt werden, zudem gibt es mitten im Buch noch eine Farbtafel, welche die Abstammung und Aufteilung der zukünftigen Menschheit übersichtlich macht. Womit wir beim Inhalt wären: Was wird die Menschheit tun, wenn in einigen Wochen, Monaten oder Jahren der Mond ohne erkennbaren Grund auseinanderbricht? Und was werden die Nachkommen, so es denn welche gibt, in 5000 Jahren noch von ihren Vorfahren wissen (wollen)? Hört sich spannend an, und wer, wenn nicht Neal Stephenson könnte diese Geschichte auf eine Weise erzählen, die gleichermaßen objektiv stimmig ist und unter die Haut geht?! AMALTHEA zeigt den US-Amerikaner auf dem Zenit seiner Fabulierkunst und das von ihm diesmal gewählte Thema hat das Potenzial, alle seine Leser bis ins Innerste zu treffen. Dieses Buch gehört in jede Science-Fiction-Sammlung – schon bei Erscheinen ein Klassiker!

Ganz große Kunst: UMRAY – A TEXTUAL & VISUAL ARTBOOK (Papierverzierer, ISBN 978-3-944544-87-8, 300 Seiten) ist eine Shared World-Anthologie, die von Joachim Sohn in Zusammenarbeit mit Ann-Kathrin Karschnick und Carolin Grotjahn herausgegeben wurde. Vorgabe war eine Zukunftserde, auf der die Besatzung eines UMRAY-Raumschiffes notlanden muss. Diese Außerirdischen treffen nun in 16 Geschichten auf jeweils andere Verhältnisse unserer zukünftigen Erdzivilisation und beide Seiten müssen sich entscheiden, wie sie mit den außerordentlichen Umständen umgehen wollen. Geschrieben und illustriert haben die Kurzgeschichten deutschsprachige Künstler beiderlei Geschlechts, darunter Autoren wie Tom Daut und Fabienne Siegmund und Illustratoren wie Allan J. Stark und Timo Kümmel. Herausgekommen ist dabei eine der außergewöhnlichsten Anthologien der letzten Jahre, bei der einfach alles richtig gemacht wurde. Das fängt bei der Qualität der Bilder und Texte an und hört bei der Konzeption aus Fadenheftung, Ganzleineneinband und kräftigem Kunstdruckpapier noch lange nicht auf. Der Schutzumschlag ist ein grafisches Meisterstück, die illustrierten Vorsätze wecken Vorfreude auf den Inhalt, der Satzspiegel ist großzügig, die Schrift sehr gut lesbar, die Reproduktion der Farbbilder hält höchsten Ansprüchen stand – und die Vorstellung aller Beteiligten in Form von Trading Cards lässt auf eine ordentliche Portion Humor und viel Liebe zum Detail schließen.



ZITAT

„Der Mond explodierte ohne Vorwarnung und ohne erkennbaren Grund. Er war im Zunehmen, zum Vollmond fehlte nur ein Tag. Später würde man [die Zeit] als A+0.0.0 oder schlicht Null bezeichnen.“

Neal Stephenson – AMALTHEA (S. 9)



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