TEMPORAMORES - Newsletter # 161 - 6.12.2010




KURZMELDUNGEN

So kurz vor Weihnachten öffnen sich noch einmal alle Schleusentore der Verlage. Um der Menge Herr zu werden, hier ein halbes Dutzend kürzester Empfehlungen zu Neuerscheinungen:

Bei Underwood Books geht die von Cathy & Arnie Fenner herausgegebene SPECTRUM-Reihe 2010 bereits in die 17. Runde. Wie immer enthält der großformatige Bildband auf 280 Seiten das Beste, was zeitgenössische Kunst im Bereich der Phantastik zu bieten hat (und wie immer in den letzten Jahren ist unser Würzburger Lieblingsmaler Volkan Baga mit dabei).

Eine Renaissance erlebt momentan das Werk des amerikanischen Künstlers Lynd Ward, der in den 1930er Jahren mit seinen intensiven Holzschnitt-Bildern zum Vorläufer der „Graphic Novels“ wurde. Eine Sammlung mit seinen wichtigsten Werken erschien soeben unter dem Titel SIX NOVELS IN WOODCUTS in der „Library of America“, herausgegeben von der Comic-Institution Art Spiegelman. Wer erst einmal „schnuppern“ will, sollte zu dem fabelhaften THE CAT WHO WENT TO HEAVEN von Elizabeth Coatsworth greifen. Das 1930 erschienene Buch enthält jede Menge herrlicher Illustrationen von Lynd Ward und ist bei Simon & Schuster in der 32. Auflage lieferbar und recht günstig zu haben.

Im Schweizer Verlag Walde + Graf hat man einen modernen Klassiker der Anarcho-Fun-Szene ausgegraben und in erstklassiger Aufmachung neu herausgebracht: DIE MONKEY WRENCH GANG, ein Roman aus dem Jahr 1975, mit dem der amerikanische Autor Edward Abbey in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Illustriert hat das Buch Robert Crumb, der Großmeister des Underground-Comix.

Neues gibt es dagegen von Audrey Niffenegger. Ihre ergreifende Bilderbuch-Erzählung THE NIGHT BOOKMOBILE, erschienen bei Abrams in New York, hat das Zeug dazu, eines unserer absoluten Lieblingsbücher aller Zeiten zu werden. Die von Audrey Niffenegger selbst gezeichneten Illustrationen zu dieser wundervollen Liebeserklärung an die Bücher unseres Lebens lassen dem Betrachter das Herz aufgehen. Ein Werk der absoluten Extraklasse.

Neues auch von Christian Endres. Der zweifache Gewinner des Deutschen Phantastik Preises hat mit DIE ZOMBIES VON OZ (Atlantis) erneut bewiesen, dass er momentan zu den beachtenswertesten jungen Autoren in Deutschland gehört. Die Sammlung enthält eine längere Novelle und ein Dutzend Stories, die eine grausame „Alternativwelt“ beschreiben, auf die Dorothy nach ihrer Rückkehr aus Oz stößt. Zusammen mit alten und neuen Gefährten versucht sie, einer Armee aus Untoten die Stirn zu bieten. Das ist – genretypisch – sehr düster erzählt, Endres‘ Stil fesselt aber auch Leser, die der „Zombie“-Literatur sonst eher skeptisch gegenüber stehen. Der stimmungsvolle (umlaufende) Einband und die Illustrationen sind von Volkan Baga, das Vorwort von US-Comic-Zeichner Greg Ruth. Hoher Unterhaltungswert garantiert.


ZITAT

„… iss ei’ntlich schon ma Jemand vo’m Meteor getroffn wordn? So richtichpattsch‹?!“

Arno Schmidt – ZETTEL’S TRAUM, S. 144 (Neuausgabe, 2010)




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