TEMPORAMORES - Newsletter # 162 - 17.12.2010




KURZMELDUNGEN

Das hat sich der gute Kurd Laßwitz ehrlich verdient: Kurz nach seinem 100. Todestag (am 17. Oktober) erschien im Verlag Dieter von Reeken (DvR) der von Rudi Schweikert zusammengestellte Band KURD LASSWITZ – EINE ILLUSTRIERTE BIBLIOGRAFIE SEINER WERKE (ISBN 978-3-940679-39-0). Die verdienstvolle Ergänzung der „Kollektion Laßwitz“ (DvR) ist ein Werkverzeichnis der Superlative geworden. Laut Schweikert, einem der profiliertesten und besten Kenner des Gothaer Gelehrten, der sich mit dieser „illustrierten Bibliografie“ einen lange gehegten Wunsch erfüllen konnte,  war von Beginn an klar, dass der Band auch einige Bilder enthalten sollte – allerdings war nicht absehbar, dass daraus dann ein 280 Seiten starkes Buch mit mehr als 300 Abbildungen (und davon über 150 in Farbe) werden würde.

Die Bibliografie beginnt mit dem „Chronologischen Verzeichnis“ (S. 7–104), dem ein vierseitiger Anhang mit Texten „in anderen Medien“ folgt (womit z. B. Libretti, Hörbücher, Rundfunk- und Internet-Veröffentlichungen gemeint sind). Ein „Systematisch-alphabetisches Titelregister“ (S. 109–137) und eine Übersicht über Periodika mit Beiträge des Autors (S. 138–142), dienen der schnellen Orientierung im Laßwitz-Kosmos. Der Teil mit den Abbildungen (S. 144–266) beginnt mit einer einzigartigen Übersicht über „Reihenbildungen“ bei der Einbandgestaltung. Wie bei kaum einem anderen Schriftsteller variieren die Einbände von Laßwitz‘ Büchern, teilweise von Ausgabe zu Ausgabe, manchmal jedoch sogar innerhalb der gleichen Auflage. Ab Seite 149 kann man dann, angefangen bei dem berühmten utopischen Erstlingswerk BILDER AUS DER ZUKUNFT (1878), diese unglaubliche Vielfalt der Einbände in voller Farbenpracht genießen. Wer die 1998 bei Heyne erschienene Neuausgabe von AUF ZWEI PLANETEN kennt (die sechzehn verschiedene Einbände zeigt), ahnt in etwa, was auf ihn zukommt – allerdings bringt es Schweikert hier auf mehr als dreimal so viele Varianten dieses SF-Klassikers (inklusive fremdsprachiger Ausgaben, die in Deutschland bislang noch nie zu sehen waren). Auch die Vielfalt der SEIFENBLASEN- oder STERNENTAU-Einbände ist faszinierend. Die sich anschließenden Schwarzweiß-Bilder zeigen Seiten aus Zeitschriften, Illustrationsbeispiele und bisher unbekannte Verlagswerbungen. Die umfangreiche Zusammenstellung der Titelblätter und Frontispizes belegt, welche Mühe man sich um 1900 noch mit der Titelei eines Buches machte. Den Abschluss bildet die Inhalts-Übersicht der „Kollektion Laßwitz“ (S. 269–279), deren mehr als zwanzig Bände bei DvR seit 2008 erschienen.

Dieses rundum gelungene Sekundärwerk sollte integraler Bestandteil einer jeden Science-Fiction-Sammlung werden. Selten bereitete das Betrachten der Wurzeln aus denen die deutsche Science Fiction „entspross“ mehr Vergnügen.


ZITAT

„Aber ihr habt recht: die wissenschaftliche Phantasie gibt der dichterischen in nichts nach. Und wie hier mit der Reihe eurer Troglodyten, könnte man gleichfalls eine solche der Reisen in die Sterne aufzählen. Von den »Vögeln« bis zu Laßwitz ist auch ein weiter Weg.

Arno Schmidt – DICHTERGESPRÄCHE IM ELYSIUM, S. 253




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