TEMPORAMORES - Newsletter # 90 - 10.3.2006




KURZMELDUNGEN

Der 54-jährige US-Schriftsteller Michael Cunningham wurde mit THE HOURS (dt. als DIE STUNDEN), seinen biofiktionalen Roman über Virginia Woolf, weltbekannt. Nun legt er mit HELLE TAGE (Luchterhand Verlag, Originaltitel: SPECIMEN DAYS) einen dreigeteilten Roman vor, dessen „Held“ der amerikanische Nationaldichter Walt Whitman ist. Beginnend 1850 macht die Geschichte zwei große Sprünge von jeweils 150 Jahren und endet somit im 22. Jahrhundert. Die Erzählstränge kreisen um drei Pärchen, die ihren Weg im sich stetig wandelnden und doch immer gleichen New York finden müssen. Dabei bilden die Texte aus Whitmans GRASHALMEN den handlungsverbindenden Rahmen. Ein sehr poetischer Roman, der sicherlich kaum als Science-Fiction-Text wahrgenommen wird.

 

Ein neues „Magazin für Phantastik“ will unter dem Titel PHASE X seinen Anteil am Marktsegment „phantastische Literatur“ abhaben. Die erste Ausgabe erschien soeben im Atlantis Verlag. Als Chefredakteur zeichnet Christoph Weidler, ihn unterstützen gut zehn Redakteure. Das Magazin im Format A5 kostet 6,90 Euro, hat 105 Seiten Umfang, einen farbigen Einband und – laut Inhaltsverzeichnis – 25 Beiträge. Leider wirkt das Heft auf den ersten Blick reichlich zerfahren und unübersichtlich, was vor allem am dreispaltigen Druck und am gewöhnungs-bedürftigen Layout liegt. Zudem gewinnt die PHASE X-Truppe dem Thema „Helden“ leider keinerlei neue Einsichten ab: Über Robert E. Howard, Fritz Leiber und Michael Moorcock wurde doch schon das eine oder andere Wort gesagt ... Für Oktober wird die zweite Ausgabe angekündigt – die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Der Fischer Taschenbuchverlag hat 2004 und 2005 drei Sekundärliteraturbände zur Science Fiction herausgebracht, deren Titel eine gewisse Verwechslungsgefahr in sich bergen – also „aufgemerkt“! SCIENCE & FICTION (FTB 15838) ist ein 380 Seiten starker Sammelband mit siebzehn Artikeln „über Gedankenexperimente in Wissenschaft, Philosophie und Literatur“. Herausgegeben wurde das Buch von Thomas Macho und Annette Wunschel und der Inhalt pendelt zwischen hochakademisch-unverständlich und exzellent (z.B. der Beitrag über Ursula K. Le Guin). Kurz darauf gab Thomas P. Weber den Band SCIENCE & FICTION II (FTB 15952) heraus, dessen 10 Beiträge sich mit dem „Leben auf anderen Sternen“ befassen. Insgesamt die deutlich bessere Sammlung, wohl weil die Beiträger sich mehr auf Einzeldarstellungen konzentrierten. Ebendieser Thomas P. Weber verfasste eine Art „Einführung“ mit seinem SCIENCE FICTION (FTB 16491) betitelten Werk. Auf knapp 125 Seiten spult der Autor eine Reihe von Allgemeinplätzen ab, die an Trivialität das behandelte Genre locker unterbieten. Leider kommen noch eine ganze Reihe sachlicher Irrtümer und ein Haufen Druckfehler hinzu. So sollte man seine Leser nicht im Regen stehen lassen!



ZITAT

„Die Geschichte der Zeitreisen beginnt mit Richard Wagners Parsifal.“

 (Konrad Paul Liessmann in: Macho & Wunschel (Hg.) – SCIENCE & FICTION, S. 209)




Zurück

Next