Die Zeit vor Weihnachten wird
langsam knapp, dennoch lassen wir uns nicht hetzen und empfehlen in aller Ruhe
noch ein paar hübsche Titel, die uns in den letzten Tagen erreichten.
Da ist zuerst einmal ein mit
knapp 155 Seiten recht schmales Büchlein aus dem Verlag Hoffmann und Campe, das
den Titel TOKYO SYMPATHY TOWER (ISBN 978-3-455-01934-6) trägt und sich mit der
Zukunft des japanischen Strafvollzugsystems beschäftigt. Ob ein mit allem
Komfort ausgestatteter gigantischer Wohnturm in der Mitte Tokyos der Weisheit
letzter Schluss ist, bezweifelt nach der Fertigstellung sogar dessen Architektin
Sara, die in Rie Qudans Roman als
Ich-Erzählerin fungiert. Wird sich „das schönste Scheißhochhaus“ (S. 141) als
positiver Impuls für die japanische Gesellschaft erweisen oder als der schon zu
Beginn befürchtete „Turm zu Babel“ (S. 5)?
Noch ein hübsches Zitat,
diesmal aus dem Vorwort von Joe R.
Lansdales neuester Story-Sammlung IN DEN BERGEN DES WAHNSINNS, die soeben
exklusiv bei Festa erschienen und erhältlich ist: „Ich finde Lovecrafts Werk
eigentlich gar nicht so toll. Sein ganzes Œuvre schien mir schon immer so
schwer zu bewältigen, als wollte man einen Gletscher im Himalaja mithilfe eines
Sandschäufelchens und eines Eimer voll heißem Wasser abschmelzen.“ (S. 9).
Beste Voraussetzungen also, um mit den acht Lovecraft-Hommagen, die hier auf
gut 400 Seiten nicht nur die Großen Alten, sondern auch Mark Twain und E. A.
Poe feiern, viel Spaß zu haben.
Einen äußerst ungewöhnlichen
Weg hat Peter Schattschneiders
neuester Roman DIE EXODUS-VERSCHWÖRUNG (Hirnkost, ISBN 978-3-98857-148-9, 300
Seiten, Hardcover) hinter sich: Er erschien 2021 zuerst in englischer Sprache
und wurde für die vorliegende Ausgabe vom Autor „rück-übersetzt“. Es geht darin
um Mord, Totschlag, Terrorismus, interstellare Reisen, virtuelle Realitäten,
sämtliche naturwissenschaftliche Sparten, inklusive einiger philosophischer
Abschweifungen zur Erkenntnistheorie, und, wie bei Schattschneider üblich, um
gute, spannende Unterhaltung in einer wohldurchdachten Zukunftswelt.
ADMINISTRATIVE HINWEISE
Der Autor Michael Marrak feiert das 25. Jubiläum des Erscheinens seines
Science-Fiction-Romans LORD GAMMA auf bemerkenswerte und innovative Weise – als
Crowdfounding-Projekt. Alles Weitere unter: https://www.startnext.com/lord-gamma
Und nicht vergessen! phantastisch! Nr. 100: https://www.phantastisch.net/abonnieren/
„Natürlich dient
ein Zukunftsroman erst einmal der Unterhaltung des Lesers, doch sie ist bei
Weitem nicht seine einzige Wirkung. Ob man es als Autor absichtlich tut oder
auch nicht: Indem die Science Fiction einen Blick in eine mögliche Zukunft
wirft, präsentiert sie eine modellhafte Vorstellung von der morgigen
Gesellschaft und der technologischen Entwicklung. Insofern bin ich überzeugt,
dass Autoren dieses Genres viel Verantwortung tragen, der sie möglicherweise
nicht immer gerecht werden können. Sie sollten sich dessen aber wenigstens
bewusst sein.“
Herbert
W. Franke – „Vorwort“; in: Peter
Schattschneider – DIE EXODUS-VERSCHWÖRUNG
(S. 6)