Die Titel, die in diesem Newsletter
vorgestellt werden, bedürfen (leider) einiger Anstrengung, um in ihren Besitz
zu gelangen. Diese lohnt sich allerdings in allen Fällen.
Beginnen wir mit einem außergewöhnlichen
Science-Fiction-Comic von Katia Fouquet
nach einer Kurzgeschichte von Philip K.
Dick. ACH, ALS BLOBBEL HAT MAN’S SCHWER! (Büchergilde Gutenberg, ISBN
978-3-7632-6046-1, 32 Seiten plus 24 Seiten Beilage, Heft mit Schutzumschlag),
geschrieben/veröffentlicht 1964, ist Dicks satirische Auseinandersetzung mit
den posttraumatischen Auswirkungen geheimdienstlicher Spionagearbeit auf die
Psyche der eingesetzten Agenten. Durch eine Aneinanderreihung irrwitziger
Plot-Twists zeigt Dick die Sinnlosigkeit jeder Art von Kriegsführung. Katia
Fouquet hat daraus einen farbenfrohen Comic gemacht, der im Juni 2019 in der
Reihe Die Tollen Hefte in einer auf
2000 Exemplare limitierten Ausgabe erschienen ist. Neben der hochwertigen
Verarbeitung (Fadenheftung, umlaufender Schutzumschlag, Flachdruck in vier
Sonderfarben) ist noch die (ebenfalls illustrierte) Beilage mit dem Prosatext
der Geschichte in der Übersetzung von Thomas
Mohr erwähnenswert – und natürlich die auf 150 Hefte limitierte
Vorzugsausgabe mit einer signierten Druckgrafik. Gibt’s leider nur für
Mitglieder der Büchergilde.
Etwas leichter bekommt man die
englischsprachige illustrierte Neuausgabe von Philip K. Dicks lustigstem Zukunftsroman UBIK, erschienen im
Frühsommer bei der in London residierenden Folio Society (208 Seiten, Pappband
im Schuber). Wie immer bei der Folio Society werden die höchsten Ansprüche an
Buch- und Textgestalt erfüllt (bzw. übertroffen). Das Buch hat ein Vorwort von
Dick-Kenner Kim Stanley Robinson und
acht Farbbilder von La Boca, einem
Designstudio, das auch die Vorsätze und den Einband gestaltet und aus dem
Schuber ein Kunstwerk von eigenem Rang gemacht hat. Auf der Homepage des
Verlags finden sich Bilder und Videos sowie die Möglichkeit, das Buch zu
bestellen.
Sprichwörter-, Aphorismen- und Zitat-Sammlungen
gehören mentalitätsgeschichtlich in lange vergangene Zeiten. Heute gibt es
trotz der allgegenwärtigen Hetzerei keine Zeit mehr für solche Texte – langes
Nachdenken über einen kondensierten Gedanken ist uncool. Wer’s trotzdem versuchen mag, sollte sich DIE LUST AM BUCH (Insel, ISBN
978-3-458-19464-4, 167 Seiten, Pappband) von Michael Hagner zulegen. Die einzige Anstrengung, die dieses Buch
von uns verlangt, ist es, einen Einband zu ertragen, auf dem lauter leere Bücherregale abgebildet sind.
„Wenn das Haus fertig ist, kommt der Tod, lautet ein arabisches
Sprichwort. Das gilt auch für die Bibliothek. Vielleicht erklärt sich daraus
der Anflug von Trauer, wenn man in einem bestimmten Sammelgebiet endlich alles
besitzt. Nichts mehr ist zu erledigen, und in dieser hektischen Situation muss
man sich umschauen, um etwas anderes zu sammeln oder sich anders einzurichten.
Wie klein oder groß auch immer die Dimensionen sein mögen: Die Bibliothek darf
nie fertig werden.“
Michael Hagner – DIE LUST AM
BUCH (S. 162)