TEMPORAMORES - Newsletter # 300 - 8.4.2019




VORWORT und DANKSAGUNG

Dreihundert Newsletter in gut zwanzig Jahren – niemand ist mehr davon überrascht als der Verfasser dieser Zeilen, dass es TEMPORAMORES so weit gebracht hat. Ins Leben gerufen wurde dieses Ein-Mann-eine-Seite-Fanzine 1999 zur gelegentlichen Unterstützung meiner Lieblingsbuchhandlung. In einer Zeit als das Internet und die heutigen Mega-Player noch sehr neu und niedlich waren, war der Gedanke, anderen Lesern, über das im persönlichen Gespräch Mögliche hinaus, neu erschienene Bücher zu empfehlen, irgendwie verlockend. Die positiven Rückmeldungen führten zu weiteren Rezensionen und so entstand ein Schwingkreis, der das Rad bis heute am Laufen hält. In der verstrichenen Zeit konnte/wollte/durfte ich eine unfassbar große Zahl an tollen Büchern lesen – viele davon extra für diesen Newsletter – und dann in die Sammlung überführen. Dafür, und für eure Treue, wieder einmal DANKE zu sagen, ist mir ein freudiges Bedürfnis und hiermit geschehen. Vorhersagen, die die Zukunft betreffen, sind ja die schwierigsten, deshalb an dieser Stelle nur das Versprechen: solange es Spaß macht, wird es auch bei TEMPORAMORES weitergehen.



KURZMELDUNGEN

So, genug editorialisiert, zurück zum Wichtigen. Auf den nächsten Seiten finden sich die Erträge der diversen Frühjahrsprogramme deutscher und internationaler Verlage.

Eine sehr positive Grundstimmung prägt den Inhalt und das Erscheinungsbild der 27. Ausgabe des von Michael K. Iwoleit und Michael Haitel herausgegebenen Science-Fiction-Magazins NOVA (p.machinery, 290 Seiten). Die im März 2019 erschienene Themenausgabe will „Neue Wege zur Utopie“ aufzeigen. Die zehn Stories von Dirk Alt, Marcus Hammerschmitt, Frank W. Haubold, Frank Hebben, Martin Mächler, Frank Neugebauer, Barbara Ostrop, Tobias Reckermann, Thomas Sieber und C. Stuart Hardwick beschreiben zukünftige „Idealgesellschaften mit kleinen Schönheitsfehlern“ und zeigen auf den berühmten „Hoffnungsschimmer im Hoffnungslosen“. Die vielen farbigen und schwarzweißen Illustrationen, u. a. von Stas Rosin, Christian Günther, Susanne Jaja und Paul Lehr, machen aus dieser Ausgabe zudem fast ein „Bilderbuch“. Auch der 50-seitige Sekundärteil beschäftigt sich mit der Utopie: Andreas Heyer plädiert für eine weitere Verschmelzung von SF und Utopie und Horst Illmer stellt mit DER KAISER VON EUROPA eine fast vergessene gesamteuropäische Friedensutopie aus dem Jahr 1895 vor. Das große Harald Lesch-Interview wird mit dem 2. Teil zu Ende geführt und Nachrufe auf Harlan Ellison und Achim Mehnert runden den überaus gelungenen Band ab.

Nachdem es einige Jahre sehr still um den einstigen Comic-Superstar Frank Miller geworden war, lässt er es inzwischen wieder ordentlich krachen: Nach dem überraschend gut gelungenen DARK KNIGHT III – THE MASTER RACE (2016) ist er im Frühjahr 2019 mit XERXES (Dark Horse) präsent. Die Graphic Novel mit dem ellenlangen Untertitel „The Fall of the House of Darius and the Rise of Alexander“ greift den historischen Stoff der Perserkriege und der Eroberungszüge Alexanders des Großen auf (spart dabei allerdings die Ereignisse aus, die Miller 1998 im Vorgänger-Comic 300 thematisiert hat). Da Millers Erzählweise inzwischen ähnlich fragmentiert daherkommt wie sein Zeichenstil, ist es von Vorteil, wenn man sich vor der Lektüre ein wenig in den Stoff einliest. Das von Miller selbst komplett gezeichnete und geschriebene Buch (nur die Kolorierung ist von Alex Sinclair) ist in einem riesigen Querformat (26 x 32 cm) angelegt, umfasst gut einhundert Seiten (inklusive einiger Bonuszeichnungen von Künstler-Kollegen wie Paula Andrade, Walter Simonson, Andy Kubert und Bill Sienkiewicz) und ist hervorragend verarbeitet. Die deutsche Ausgabe ist (deutlich verkleinert) im April bei Cross Cult erschienen. Miller selbst wendet sich jetzt neuen Aufgaben zu: Ab Juni 2019 erzählt er in SUPERMAN – YEAR ONE die Geschichte des größten aller Superhelden neu. Man darf gespannt sein, was dieser wiedererwachte Kreativvulkan noch alles auswirft.

Das vom großartigen Alan Moore mitentwickelte CROSSED + EINHUNDERT geht im soeben bei Panini erschienen Band MIMIC (Softcover und limitiertes Hardcover, 200 Seiten) bereits in die vierte Runde. Die von Christos Gage geschriebene und von Emiliano Urdinola gezeichnete Geschichte aus einer Zukunft in der Menschen und Infizierte scheinbar unversöhnlich gegeneinander kämpfen müssen, entwickelt sich immer noch in sehr unvorhersehbarer Weise weiter. Vor allem die Figur der Archivarin Julie gewinnt immer mehr Tiefe und wird für die Handlung bedeutsamer. Wegen der drastisch und explizit dargestellten Gewalt- und Sex-Szenen trotzdem nur eingeschränkt für ein erwachsenes Publikum zu empfehlen.

Den Wiener Autor Marc Elsberg zwischen Andreas Eschbach und Frank Schätzing einzuordnen ist vielleicht ein wenig ungerecht, andererseits kann man sich dann ja wenigstens so in etwa vorstellen, was einen als Leser erwartet. Aber selbst wer seine bisherigen Romane BLACKOUT, ZERO und HELIX kennt, dürfte von GIER (Blanvalet, 450 Seiten, Hardcover) einigermaßen überrascht werden. Was wie ein gewöhnlicher Thriller mit dem Mord an einem Nobelpreisträger beginnt, gefolgt von einer fast vierhundert Seiten langen rasanten Verfolgungsjagd, zeigt in einem halben Dutzend „Zwischenspielen“ anhand eines utopischen Spielmodells, dass die Frage „Wie weit würdest du gehen?“ (Untertitel) im Rahmen unserer „Ich-will-immer-mehr-Gesellschaft“ in die falsche Richtung führt. Ein Anhalten, Nachdenken und Neubewerten sozio-ökonomischer Gesetzmäßigkeiten könnte erstaunlicherweise zu positiven Ergebnissen führen – aber will das jemand? Ein unterhaltsames und kluges Buch, das am Schluss noch nicht am Ende ist.

Der Roman MIAMI PUNK des 1989 in Seligenstadt geborenen „Fast-Franken“ Juan S. Guse, erschienen als Hardcover mit Schutzumschlag im S. Fischer Verlag und stolze 637 Seiten stark, beginnt und endet mit einem jener schwer zu deutenden Nadeldrucker-Bilder, die entstehen, wenn gelangweilte Büromenschen mittels Buchstaben, Punkten, Sonderzeichen und viel Zeit das Letzte aus einem Farbband herausholen. Dazwischen erzählt der Autor von der amerikanischen Rentner-Hochburg Miami, die, aufgrund einer unerklärlichen Laune der Natur vom Meer verlassen, jetzt inmitten einer austrocknenden Sumpflandschaft liegt. Nicht nur das Setting, auch die Sprache und die verwendeten Stilmittel erinnern stark an J. G. Ballard in seinen besten New Wave-Tagen. Ein Buch also, auf das man sich einlassen, das man „erfühlen“ muss, und dessen Inhalt nachzuerzählen sinnlos ist. Als Experiment ist MIAMI PUNK gelungen – wie die Leser auf dieses aus der Zeit gefallene Werk reagieren, bleibt unvorhersehbar. Als Schmuckstück für die Sammlung taugt der Klotz auf jeden Fall, denn das Coverbild von Alice Conisbee, das unter dem Schutzumschlag zum Vorschein kommt, ist großartig!

Von der unglaublich sympathischen Becky Chambers, die zudem noch wundervolle Science Fiction schreibt, ist mit UNTER UNS DIE NACHT (TOR, 460 Seiten, kartoniert) der dritte Roman aus dem „Wayfarer-Universum“ erschienen. Wie gewohnt beschäftigt sich die Autorin sehr mit den Gedanken und Gefühlen ihrer Protagonisten ohne dabei die Spannung aus dem Blick zu verlieren. Eine Zukunftswelt in der frau sich wohlfühlt (und Mann durchaus mal reinlesen sollte).

Mein lieben Freunde von The Dandy is Dead präsentieren im März 2019 bereits zum dritten Mal ein BASEMENT TALES-Heft, diesmal mit der Byline „Who’s the Dead Person in the Pool?“ Auf 64 Seiten erzählen mit Sonja Rüther, Hans Gerhard, Juma Kliebenstein und M. H. Steinmetz vier AutorInnen ihre Geschichten zu diesem Thema (inklusive einem alternativen Ende zu einer der Stories). Beim für diesen Verlag so wichtigen Design hat sich durch die Zusammenarbeit mit einer Kunsthochschule der glückliche Umstand ergeben, dass gleich dreizehn Kunstwerke zu den Geschichten vorhanden waren (Komplettsammler lesen hier besser nicht weiter …), sodass nun jeweils zwei davon in willkürlicher Mischung je einem der 500 Hefte der Erstauflage beiliegen. Auf der dritten Umschlagseite gibt es dann einen Überblick über alle Poster. Der umlaufende Umschlag mit dem blutigen Pool-Stillleben stammt von Stefan Hübsch und für den Zusammenhalt sorgt wie gewohnt ein Plastikbeutel.

Was für eine Utopie! In Bina Shahs Roman DIE GESCHICHTE DER SCHWEIGENDEN FRAUEN (Golkonda, 330 Seiten, Hardcover) bezahlen die Männer der Zukunft Geld dafür, dass sie einmal mit einer Frau zusammen sein dürfen und keinen Sex haben müssen! Diese ungewöhnliche Geschichte bildet den Inhalt eines der ungewöhnlichsten Zukunftsromane der letzten Jahre. Geschrieben wurde das Buch von einer in Pakistan geborenen Autorin und Journalistin, die in den USA unter anderem Psychologie und Erziehungswissenschaften studierte. Das dystopisch-feministische BEFORE SHE SLEEPS (so der Originaltitel des von Annette Charpentier übersetzten Textes) ist bereits ihr fünfter Roman. Bina Shah lebt heute wieder in Karachi.

So, es ist soweit: Eine epische Science-Fiction-Geschichte findet ihr angekündigtes Ende. Mit JENSEITS DER ZEIT (Heyne, Klappenbroschur) liegt der heiß erwartete Abschlussband der TRISOLARIS-Trilogie von Cixin Liu vor. Wieder einmal verläuft die Handlung in ganz anderen Bahnen als ein von westlicher SF geprägter Leser erwartet. Die chinesische Erzählweise hat andere Traditionen und Konventionen und so ist das Gefühl der „Fremdheit“ diesmal nicht nur der Kultur der Außerirdischen geschuldet. Liu beginnt nochmal bei den Ereignissen der Jetztzeit von DIE DREI SONNEN, macht diverse Zwischenstopps bei Geschehnissen die im zweiten Teil (DER DUNKLE WALD) wichtig waren und führt die Handlung dann in die Zeit des Eintreffens der Flotte der Trisolarier – und darüber hinaus. Bei den Figuren begegnen uns einige alte Bekannte, doch dann übernimmt eine neue Generation den Staffelstab. Mit fast 1000 Seiten ist JENSEITS DER ZEIT ein würdiger Endpunkt einer außergewöhnlichen Zukunftshistorie. Der Roman wurde von Karin Betz aus dem Chinesischen übersetzt und hat einen umfangreichen Anhang mit Hinweisen zur Aussprache und einem sehr hilfreichen Einzelstellenkommentar. Zeitgleich erschien, eingelesen vom bewährten Schauspieler und Sprecher Mark Bremer, die ungekürzte Hörbuchfassung bei Random House Audio (drei mp3 CDs mit fast 27 Stunden Laufzeit).

Der 1965 im tauberfränkischen Weikersheim geborene Michael Marrak ist eines der wenigen echten Multi-Talente der deutschen Science-Fiction-Szene, die er mit seinen Kurzgeschichten, Romanen und Grafiken seit vielen Jahren bereichert. Im Memoranda Verlag ist jetzt mit QUO VADIS, ARMAGEDDON? (Klappenbroschur, 340 Seiten) der erste von zwei Bänden mit seinen „besten Erzählungen“ erschienen. Die insgesamt neun Stories geben einen guten Überblick über das Schaffen Marraks in den letzten 25 Jahren. Viele davon, wie z. B. „Die Stille nach dem Ton“, wurden mit Preisen ausgezeichnet und erweisen sich als unverwüstliche, nicht an ihre Entstehungszeit gebundene Kabinettstückchen, deren (Wieder-)Lektüre sich in jedem Fall lohnt.

Nochmal Kurzgeschichten: Nachdem seine erste Konzept-Anthologie NIGHTHAWKS (2017) mit Stories bekannter Autoren zu Bildern von Edward Hopper ein Bestseller wurde, legt Herausgeber Lawrence Block nun mit DAS MÄDCHEN MIT DEM FÄCHER (Droemer, Hardcover, 350 Seiten) nach. Diesmal durften/sollten 17 SchriftstellerInnen (unter ihnen Lee Child, Joyce Carol Oates, Joe Lansdale und Kristine Kathryn Rusch) ihre Geschichten „nach berühmten Kunstwerken“ sehr unterschiedlicher Künstler aus vielen verschiedenen Epochen schreiben. Die Bandbreite der Vorlagen reicht von Hieronymus Bosch, Auguste Renoir und Paul Gauguin bis hin zu Salvador Dali, Norman Rockwell und René Magritte. Spannende Ergebnisse lieferten aber auch die Erzählungen zu einer Bronzefigur von Auguste Rodin, einem Farbholzschnitt von Hokusai, dem „David“ des Michelangelo oder einer Höhlenmalerei aus dem französischen Lascaux. Natürlich sind alle Kunstwerke auf Tafeln vor die jeweiligen Texte gestellt – so macht Kunstgeschichte Spaß!

Mit zu den spannenden Momenten beim Ansehen, Lesen und Sammeln von utopisch-phantastischen Büchern, Magazinen und Filmen gehört der Augenblick, in dem man erkennt: Das ist ja Science Fiction! Häufig geschieht das bereits beim ersten Hinschauen anhand des Titelbildes, des Umschlags, des Filmplakats, des Werbeposters. Und neben den futuristischen Fahrzeugen, den Raketen und den merkwürdigen Aliens, die sich da tummeln, ist es sehr oft die Architektur, die unsere Phantasie „augenblicklich“ in eine fremde, zukünftige Welt versetzt. Diesem literarischem Faszinosum stellt der britische Architektur- und Design-Kritiker Philip Wilkinson nun mit dem ATLAS DER NIE GEBAUTEN BAUWERKE (dtv, Hardcover, 250 Seiten) eine „Geschichte großer Visionen“ gegenüber, die nicht von Literaten, sondern von Architekten, Baumeistern oder bildenden Künstler stammen. Beginnend im Mittelalter, als Benediktinermönche in St. Gallen ein „ideales“ Kloster errichten wollten, über spektakuläre Entwürfe der Aufklärungszeit (z. B. Inigo Jones’ „Whitehall Palace“ oder Christopher Wrens erster Plan für die „St.-Pauls-Kathedrale“), bis hin zu den Meisterarchitekten der Neuzeit (Walter Gropius, Frank Lloyd Wright, Norman Bel Geddes) und Gegenwart (Richard Buckminster Fuller, Rem Koolhaas). Besonderen Spaß macht es, so visionäre Dinge wie den begehbaren „Triumph-Elefanten“ aus dem Jahr 1758 zum Beispiel mit den riesigen KING KONG-Figuren zu vergleichen, die Hollywood Jahrhunderte später zusammenbaute, oder die „Grüne Architektur“ Vincent Callebauts aus dem Jahr 2013 zu betrachten, deren graphische Darstellung jederzeit einen SF-Roman schmücken könnte. Naturgemäß haben es alle diese Projekte nicht geschafft, tatsächlich das Licht der Welt zu erblicken. Aber sie existierten nicht nur im Geist ihrer „Erfinder“, sondern schafften es zumindest aufs Zeichenpapier, kamen in die Phase der Planung, der Berechnung, ja manchmal sogar schon in jenen Bereich wo Kostenkalkulation und Ortsbesichtigung eine Realisierung wahrscheinlich werden ließen. Letztlich ist dann doch wieder „nur“ Literatur daraus geworden – aber eben auch ein faszinierend anzuschauendes Bilderbuch.

Apropos Bilderbuch: Dafür haben wir hierzulande ja den einen oder anderen Spezialisten. Zum Beispiel den hochverehrten, vielgelesenen Walter Moers. Dieser Herr, auf dessen seit Langem versprochene Fortsetzung der Geschichten aus der Bücherstadt Buchhaim wir seit Jahren warten, hat soeben eine Geschichte aus der Bücherstadt Buchhaim vorgelegt, die den Titel DER BÜCHERDRACHE (Penguin, Hardcover, 160 Seiten) und die Bezeichnung „Roman“ trägt. Und ähnlich wie bei der letztjährigen Weihnachtsgeschichte WEIHNACHTEN AUF DER LINDWURMFESTE ist das Publikum hin und her gerissen zwischen der Freude über ein neues Buch von Walter Moers und der Frustration darüber, dass es erneut nicht der dritte TRÄUMENDE BÜCHER-Band geworden ist. Diesmal erzählt Moers von Hildegunst von Mythenmetz, der in einem Traum von einem Buch verschlungen wird, in dem ihm das gleiche nochmals passiert, bevor er dann von dem Buchling Hildegunst Zwei durch einen Spiegel geführt wird und ihm dieser dann die Geschichte vom Bücherdrachen Nathaviel erzählt. Illustriert mit vielen Bildern und groß und mit breitem Rand gedruckt, liest sich diese Geschichte wunderbar flüssig und spannend und ist leider nur allzu schnell vorbei. Also: Moers kann einfach unglaublich gut Geschichten erzählen – nur erzählt er halt nicht das, was seine (Hardcore-)Leser wollen, sondern wie es ihm gefällt. Und die Leseprobe aus dem als „nächstes Buch“ angekündigten Werk DIE INSEL DER 1000 LEUCHTTÜRME rückt ihn für manchen Fan schon sehr in die Nähe des allgemein als Negativbeispiel für nicht abgelieferte Fortsetzungen angesehenen George R. R. Martin

Den Abschluss und Höhepunkt unserer diesmaligen Empfehlungen bildet ein Roman, der seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 1957 die Leserschaft spaltet und so kontrovers diskutiert wird wie es einem Meisterwerk der Weltliteratur zusteht. Gemeint ist ATLAS SHRUGGED von der russisch-amerikanischen Philosophin Ayn Rand. Obwohl das Buch zu den wirkungsmächtigsten literarischen Werken zählt und in den USA niemals „out-of-print“ war (und trotz der drei vorliegenden unterschiedlichen Übersetzungen ins Deutsche) ist es bei uns kaum bekannt und noch weniger beliebt. Die Londoner Folio Society hat 2018 diesem utopischen Kolossalwerk ein Büchermonument für die Ewigkeit errichtet und eine wunderschöne dreibändige illustrierte Ausgabe herausgebracht. Für die Einleitung wurde der Essayist Michael Dirda verpflichtet und der Einband und die Illustrationen im Art Deco-Stil stammen von den italienischen Schwestern Anna und Elena Balbusso, die für ihre Arbeiten als Designer und Illustratorinnen schon mehrfach international ausgezeichnet wurden. Die zusammen 1576 Seiten Text bilden den Inhalt der drei großformatigen, mit Silberfolie überzogenen und in den Farben Rot, Schwarz und Weiß im Prägeverfahren bedruckten Pappbände, die gemeinsam in einem hochwertigen silberfarbigen Schuber stecken. Wer sich jetzt für dieses Prachtstück interessiert, kann im Internet auf der Homepage der Folio Society erste Eindrücke und viele Informationen sammeln und sich danach auf YouTube noch ein paar Videos dazu ansehen. Welche der vielen vorhandenen Ausgaben man sich für eine Lektüre besorgt, kann und sollte wohlüberlegt werden, welche Ausgabe man in einer wohlsortierten Sammlung braucht, ist dafür ab sofort geklärt.



ZITATE

„Professor Lesch […] eine allerletzte Frage zum Schluss. Es ist eine Ja-Nein-Frage: Ist Rick Deckard ein Mensch oder ein Androide?

Er ist ein Mensch.

Ein Mensch?

Ja, irgendwie schon, ja.“

Thomas A. Sieber – „Interview mit Prof. Harald Lesch“, in: NOVA 27 (S. 273)

 

„Ich konnte mich nicht daran erinnern, diesen Text je geschrieben zu haben. Es war jedoch beim Lesen dieser stilistisch minderwertigen Kurzgeschichte, dass ich mit den Tränen zu kämpfen hatte …“

Juan S. Guse – MIAMI PUNK (S. 112)

 

„Wie zuvor lade ich Sie alle ein: Erfinden Sie Ihre eigene Geschichte zu [einem dieser] stimmungsvollen Gemälde. Denken Sie sich eine Story aus – und falls Ihnen so etwas liegt, schreiben Sie sie auf. Aber schicken Sie sie nicht an mich. Ich bin hier fertig.“

Lawrence Block – „Vorwort“, in: DAS MÄDCHEN MIT DEM FÄCHER (S. 13)

 

„Um sich von seinen traumatischen Erlebnissen in den Katakomben von Buchhaim zu erholen, begibt sich Hildegunst von Mythenmetz auf Empfehlung seines Arztes zur Kur auf die Nordmeerinsel Eydernorn, der man das gesündeste Klima Zamoniens nachsagt. Aber statt Heilung und Erholung zu finden, gerät Mythenmetz […] in ein Gespinst von mysteriösen Ereignissen und schließlich in einen Strudel von gefährlichen Abenteuern …“

Werbetext für DIE INSEL DER 1000 LEUCHTTÜRME

 

„Es scheint ein bisschen so zu sein, dass sich die Pulp-Ära des Internets und Print-on-Demands, in der auf Teufel komm raus veröffentlicht wurde, zum Besseren wandelt. Durch Diskussionen, Rezensionen und Artikel ist wohl doch ein Prozess in Gang gekommen, der zur Qualitätssteigerung führt.“

Christian Steinbacher – „Editorial“, in NOVA SF 27 (S. 7)



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