TEMPORAMORES - Newsletter # 293 - 21.10.2018




KURZMELDUNGEN

Jede Form von Literatur ist ja per se politisch – aber „Wie politisch ist die deutsche Science Fiction?“ … Unter dieses Motto stellen René Moreau und Heinz Wipperfürth ihr Editorial in der Ausgabe 38 von EXODUS. Offenbar hatte das Magazin für „Science Fiction Stories & phantastische Grafik“ Klärungsbedarf, nachdem man sich dort mit einer von Dirk Alt eingereichten Geschichte allzu schwer tat. Das Heft ist im September 2018 ohne diese Story aber dafür mit einem von Alt zusammengestellten, zehnseitigen Themenschwerpunkt erschienen, in dem sich gleich neun Genre-Autoren zur Frage „Wie politisch ist die deutsche Science Fiction?“ äußern. Nachdem Andreas Brandhorst, Thorsten Küper, Wolf Welling, Michael K. Iwoleit, Thomas Franke, Dirk van den Boom, Frank Neugebauer, Frank Hebben und Uwe Post ihre Meinungen kundgetan haben, folgen noch zwei Essays von Heidrun Jänchen und Frank W. Haubold, die zwei sehr gegensätzliche Positionen zur derzeit aktuellen „Zuwanderungsdebatte“ vertreten. Nach diesem Parforce-Ritt hätte die nun politisch weitergebildete Leserschaft sich dann doch gewünscht, die Geschichte von Dirk Alt in irgendeiner Form selbst bewerten zu können (und sei es als Beilage, die man dann ja auch wegwerfen kann). Vielleicht … eine Anregung? Weiter mit der aktuellen EXODUS: Die ersten 94 Seiten bieten die gewohnt hervorragende Mischung aus Geschichten (Norbert Stöbbe, Angela & Karlheinz Steinmüller, Christian Endres und Herbert W. Franke) und Illustrationen (Lothar Bauer, Michael Vogt, Hubert Schweizer), ergänzt durch Comics, Karikaturen und der „Lyrik-Section“. Der Umschlag und die Galerie zeigen Bilder von Allround-Genie Michael Marrak, das Udo Klotz in einem Artikel ausführlich vorstellt und lobpreist. Insgesamt ein rundum gelungenes Heft, das zudem reichlich Gesprächsstoff bietet – mehr also als nur »business as usual«.

Gleichfalls neu ist das Heft 72 der phantastisch! (Atlantis), das mit 84 Seiten Umfang wieder einmal aus allen Nähten platzt. Hervorzuheben sind diesmal mehrere ausführliche Interviews, wobei mich naturgemäß das mit Joachim Körber zuerst interessierte. Dann gibt es umfangreiche Artikel zu Harry Harrison (von Christian Hoffmann) und zu Richard Corben (von Christian Endres), einen Nachruf auf Harlan Ellison, Übersichtsartikel zu neuen Jugendbüchern, alten Comics, Robotern, Zombies und den SF-Geschichten in der Spektrum der Wissenschaft. Der beliebten Comic-Serie „Ein seltsamer Tag“ von Olaf Brill und Michael Vogt gesellt sich ab sofort „Eine phantastische Familie“ hinzu, für die Lars Bublitz verantwortlich zeichnet. Mit der Kurzgeschichte „Mein Gespräch mit dem Tod“ von Julie Constantin präsentiert sich ein weiteres Mitglied der fränkischen Phantastik-Szene. Eine prall gefüllte Ausgabe mit vielen Anregungen für – ja, es ist schon wieder so weit – den Weihnachts-Einkauf!



ZITAT

„Ich kenne überhaupt keine Texte, die so auf mich gewirkt haben wie David Foster Wallace, außer vielleicht die Entdeckung von Arno Schmidt in der deutschen Literatur … Deshalb nenne ich es eigentlich gar kein Buch: Das ist ein Lebensmittel.“

Denis Scheck über D. F. Wallace – DER SPASS AN DER SACHE (Das literarische Quartett)



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