TEMPORAMORES - Newsletter # 262 - 23.3.2017




KURZMELDUNGEN

Kinder, wie die Zeit vergeht! Jetzt ist es auch schon wieder siebzig Jahre her, dass der englische „Erfinder“ der Science Fiction, Mister H. G. Wells, verstorben ist. Da nach dieser Frist das internationale Copyright erlischt, nahmen gleich mehrere Verlage die Gelegenheit wahr und brachten einen ganzen Schwung von Neuübersetzungen bzw. Neuinterpretationen bekannter Wells-Titel heraus.

Die originellste Variante ist die im Berliner Egmont Verlag erschienene Graphic Novel DER KRIEG DER WELTEN (ISBN 978-3-7704-5522-5, 138 Seiten, Hardcover), bei der Adaption, Text und Zeichnungen von Thilo Krapp stammen. Der in Berlin lebende Illustrator und Comic-Zeichner wurde bereits als Jugendlicher durch die berühmte Hörspiel-Fassung des Romans zum Wells- (und Welles-)Fan und hat seither auf eine Gelegenheit gehofft, dieses Werk graphisch umzusetzen. Seine stark am Jugendstil orientierte Arbeit erscheint mir jedenfalls sehr gelungen.

Im Frankfurter Fischer Taschenbuch Verlag nahm man gleich zwei Wells-Bücher in die Reihe „Fischer Klassik“ auf: Neben dem bereits erwähnten DER KRIEG DER WELTEN (ISBN 978-3-596-95029-4, 303 Seiten,) gibt es dort jetzt auch den Kurzroman DIE ZEITMASCHINE (ISBN 978-3-596-95030-0, 237 Seiten), beide Bücher in Neuübersetzungen von Hans-Ulrich Möhring. Damit die LeserInnen auch einen intellektuellen Mehrwert aus diesen wunderschönen, gebundenen Klassiker-Editionen ziehen können, wurde der Wells-Fachmann Elmar Schenkel dafür gewonnen, jeweils ein kenntnisreiches Nachwort beizusteuern. Außerdem enthält der KRIEG DER WELTEN-Band noch drei Kurzgeschichten, die Wells als Meistererzähler ausweisen, und der Anhang zur ZEITMASCHINE umfasst gleich sieben assoziierte Texte, darunter eine gestrichene Episode aus der frühesten Fassung, die bisher nicht auf Deutsch vorlag.

Die preiswerteste Neuausgabe erschien in München bei dtv. Dort ließ man Lutz-W. Wolff DIE ZEITMASCHINE (ISBN 978-3-423-14546-6, 191 Seiten) neu übersetzen und mit einem Nachwort, einer Zeittafel und einigen sehr interessanten Anmerkungen versehen. Zum schnellen Kennenlernen extrem gut geeignet.

Viermal alten/neuen H. G. Wells, viermal die Qual der Wahl, viermal „da kannst de nix falsch machen“. Mit diesen Titeln könnte ein neuer „Wells-Frühling“ beginnen – ob’s zu einer reichen Ernte wird, werden wir in den kommenden Monaten erleben.



ZITAT

„H. G. Wells ist ein Gründungsvater der Science Fiction, der als Literat und Denker Weltgeltung hatte. Er schrieb, ehe es noch den Terminus Science Fiction gab, im Zeitraum von 1895 bis 1914 Werke, die das ganze Genre prägten und die bis heute unübertroffen sind. […] Wells war ein Autor der Ideen, seine Figuren sind Repräsentanten der Menschheit […] Seine Helden sind […] keine Bewohner einer ungewohnten Zukunft, sondern Menschen seiner Zeit, die mit fremdartigen Örtlichkeiten und Wesen konfrontiert werden.“

Franz Rottensteiner – „Kurze Geschichte der anglo-amerikanischen Science Fiction und Fantasy“;

in: Christoph F. Lorenz (Hrsg.) – LEXIKON DER SCIENCE FICTION-LITERATUR SEIT 1900



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