TEMPORAMORES - Newsletter # 250 - 17.5.2016




EIN PAAR WORTE VORNEWEG

Natürlich sind 250 Ausgaben eines Newsletters im Internet-Zeitalter, wo Jeder immerzu und alles „bloggt“, „postet“ oder „twittert“, nicht allzu weltbewegend. Für den Verfasser dieses nach wie vor als 1-Seiten-Science-Fiction-Nachrichten-Fanzine konzipierten „Blättchens“ stellt es aber doch einen weiteren „Meilenstein“ in seiner Publikationshistorie dar, auf den er auch ein klein wenig stolz ist. Wie lange es noch weitergeht, kann selbst ein Blick in die Glaskugel nicht beantworten, doch im einen oder anderen Zweig des Multiversums ist dem TEMPORAMORES-Newsletter sicherlich eine glänzende und lang andauernde Zukunft beschieden – hoffentlich finden alle unsere treuen Leser den richtigen Übergang.

250 EMPFEHLENSWERTE BÜCHER

In dieser Ausgabe von TEMPORAMORES geht es ausnahmsweise einmal nicht um die aktuellsten neuen Bücher oder um Nachrufe auf kürzlich verstorbene LieblingsAutorInnen, sondern um die, bisher an dieser Stelle und in dieser Form noch nicht empfohlenen, (gesammelten) Werke von Schriftstellern und Künstlern, die uns persönlich am Herzen liegen. Lehnen Sie sich also zurück, schieben Sie sich ein Kissen unters müde Haupt und genießen Sie einen Rundgang durch den Bücherhorst!



John Christopher – TRIPODS. DIE DREIBEINIGEN HERRSCHER.

Es gibt wohl nur wenige Science-Fiction-Titel, die einen größeren Einfluss auf die jugendlichen Leser der Vor-HARRY POTTER-Generationen hatten, als die Coming-of-Age-Romane von John Christopher und hier vor allem seine Trilogie um die DREIBIENIGEN MONSTER, die von 1971 an im Würzburger Arena Verlag auch auf Deutsch vorlagen. Dabei verdankt es sich nur einem glücklichen Zufall, dass der englische Schriftsteller Christopher S. Youd (1922–2012) nach mehr als dreißig Büchern für Erwachsene zum Jugendbuchautor wurde. Die Anfrage eines Kinderbuchverlags versprach Erholung vom harten Alltag eines freien Schriftstellers und schnelles Geld. So jedenfalls dachte sich Youd das, der unter dem Pseudonym John Christopher bereits einige erfolgreiche Science-Fiction-Titel geschrieben hatte, bis zu dem Moment, als sein Manuskript mit der Bitte um Überarbeitung zurückgeschickt wurde. Der klugen und mutigen Lektorin verdanken wir es also, dass Christopher dann die sorgfältig ausgearbeitete Trilogie THE WHITE MOUNTAINS (1967), THE CITY OF GOLD AND LEAD (1967) und THE POOL OF FIRE (1968) schrieb, die ihn zu einem der beliebtesten Jugendbuchautoren Englands machte.

Die Geschichte spielt in einer Zukunftswelt, in der die Menschheit seit vielen Jahren von außerirdischen Besatzern beherrscht wird. Die menschliche Zivilisation ist auf die Stufe des Mittelalters zurückgefallen und Widerstand scheint nicht möglich zu sein, da alle Erwachsenen mittels einer technischen Vorrichtung der Gedankenkontrolle durch die dreibeinigen Herrscher unterliegen. Doch eine kleine Gruppe von Jugendlichen beschließt, in die Wildnis zu fliehen und von dort aus gegen die Besatzer zu kämpfen.

Nachdem die BBC in den 1980er Jahren eine TV-Serie nach Motiven der TRIPODS-Reihe lancierte, schrieb John Christopher 1988 mit WHEN THE TRIPODS CAME einen Roman, in dem er in unsere Gegenwart zurückkehrte und die Vorgeschichte der Invasion erzählte. Im Jahr 2006 veröffentlichte Arena erstmals alle vier Romane (DREIBEINIGE MONSTER AUF ERDKURS, DAS GEHEIMNIS DER DREIBEINIGEN MONSTER, DER UNTERGANG DER DREIBEINIGEN MONSTER und DIE ANKUNFT DER DREIBEINIGEN MONSTER) in einem einheitlichen Look. 2016 schlossen sich die Verlage Piper und cross cult zusammen und veröffentlichten die „komplette Saga“ in einem Band unter dem Titel TRIPODS – DIE DREIBEINIGEN HERRSCHER. Bei Piper übernahm man mit einem 700-Seiten-Paperback den Massenmarkt, während cross cult eine auf 1.444 Exemplare limitierte großformatige Hardcover-Edition (mit Schutzumschlag und Lesebändchen!) herausbrachte, die auf 800 Seiten zudem 60 Illustrationen von Timo Wuerz beinhaltet. Keine Frage, welche Ausgabe hier empfohlen wird.



H. P. Lovecraft – THE NEW ANNOTATED H. P. LOVECRAFT

Seit in den 1960er Jahren die ersten Geschichten von Howard Phillips Lovecraft (1890–1937) in Deutschland erschienen, entwickelte sich der amerikanische Außenseiter mit seinen Geschichten um Cthulhu und diverse andere merkwürdige Wesen aus fremden Dimensionen, den Tiefen des Weltraums oder der grauesten Vorzeit zu einem unverwüstlichen Bestandteil der Subkultur. Egal ob in Filmen, Spielen, Büchern oder zuletzt im Comic – die Faszination, die von HPL ausgeht ist ungebrochen. Neben den diversen Einzel- und Werkausgaben in deutscher Sprache gibt es in den USA allerdings auch einige gutgemachte Sammelbände, die das gar nicht so umfangreiche Hauptwerk Lovecrafts zwischen zwei Buchdeckeln vereinen. Empfohlen wird an dieser Stelle THE NEW ANNOTATED H. P. LOVECRAFT, ein von Leslie S. Klinger herausgegebener und kommentierter 850 Seiten-Großband, der bei Norton & Company in New York verlegt und durch ein Vorwort von Alan Moore „geadelt“ wird.



Philip K. Dick – SÄMTLICHE ERZÄHLUNGEN

Begonnen hat die Geschichte dieser Werkausgabe bereits 1993, als man im Züricher Verlag von Gerd Haffmans den ersten von zehn Bänden der SÄMTLICHEN ERZÄHLUNGEN von Philip K. Dick (1928–1982) veröffentlichte. Angelehnt an die fünfbändige Originalausgabe der COLLECTED STORIES, die 1987 abgeschlossen war, wollte man dort, neben einigen der bedeutenderen Romane, erstmals auch alle Kurzgeschichten des amerikanischen Science-Fiction-Autors auf Deutsch zugänglich machen. Als 2001 dann mit Band 6 die letzte noch offene Lücke geschlossen wurde, verabschiedete sich auch gleich darauf der Haffmans Verlag von der Literaturproduzenten-Bühne. Umso erfreulicher, dass Gerd Haffmans im Frankfurter Verlags- und Versandhandels-Zwitter Zweitausendeins dann Gleichgesinnte fand, die einige Bestseller aus dem alten Programm übernahmen. Neu aufbereitet brachte man dort 2008 die erste Auflage von PHILIP K. DICK – SÄMTLICHE 118 SF-GESCHICHTE IN FÜNF BÄNDEN heraus: fünf Hardcover mit jeweils über 600 Dünndruck-Seiten, plus einem kartonierten 100-Seiten-COMPANION, gebündelt in einem Pappschuber und zu einem unschlagbar günstigen Preis. Seither gehört diese Box, völlig zu recht, zu den absoluten Bestsellern bei Zweitausendeins, und Herr Haffmans darf sich zu seinem glücklichen Händchen gratulieren (lassen).



Arkadi & Boris Strugatzki – GESAMMELTE WERKE

Lange überfällig war auch die Herausgabe der GESAMMELTEN WERKE von Arkadi und Boris Strugatzki. Zwischen 2010 und 2014 erschienen diese parallel in sechs Bänden als Taschenbücher im Heyne Verlag und in gebundenen Ausgaben im Berliner Golkonda Verlag. Auf über 4000 Seiten haben die Leser nun einen leichten und übersichtlichen Zugriff auf den Großteil der utopisch-phantastischen Romane und Erzählungen des bekannten russischen Brüderpaares. Eingeleitet wird die Edition von einem Vorwort des neuen Superstars der russischen Science Fiction, Dmitry Glukhovsky, weitere Highlights sind ein Nachwort von Karlheinz Steinmüller, die durchgängigen Kommentare von Boris Strugatzki und die kenntnisreichen Anmerkungen von Erik Simon. Ergänzend zur Heyne-Ausgabe ist bei Golkonda noch ein 730 Seiten starker „Supplementband“ erschienen, der die Erzählungen und Romane enthält, die Boris Strugatzki (1933–2012) ohne seinen Bruder Arkadi (1925–1991) geschrieben hat. Vor allem die gebundene Golkonda-Ausgabe ist aufgrund ihrer hervorragenden Ausstattung hervorzuheben. So etwas wünscht man sich als Sammler noch öfter.



James Tiptree Jr. – SÄMTLICHE ERZÄHLUNGEN & BIOGRAFIE

Es gibt Momente, in den schiebt sich die nahezu unglaubliche und immer noch verwirrende Lebensgeschichte von Alice Sheldon (1915–1987) vor das Werk von James Tiptree jr., doch spätestens nachdem man/frau sich durch die 800 Seiten der spannend und kompetent erzählten JAMES TIPTREE JR.-Biografie von Julie Phillips geschmökert hat, tritt dieses, vor allem aus Kurzgeschichten bestehende, Werk wieder in den Vordergrund. Umso erfreulicher ist es da, dass im Wiener Septime Verlag inzwischen alle sieben Bände der 2011 gestarteten Reihe der SÄMTLICHEN ERZÄHLUNGEN erschienen sind. In schöner Aufmachung (Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen), neu übersetzt, mit Nachworten versehen (u. a. von Andreas Eschbach) und kurz kommentiert liegen damit alle Stories und Novellen der amerikanischen Ausnahme-Schriftstellerin vor.

Für zwanzig Jahre, vom Ende der 1960er bis zu ihrem Tod, erschütterte Sheldon/Tiptree die Science-Fiction-Szene mit ihren Erzählungen. War sie zuerst noch als die letzte Bastion der „männlichen“ Schreibweise gelobt worden, wuchsen die Zweifel an ihrem Geschlecht in gleichem Maße wie die Qualität der Geschichten zeigte, wie unsinnig eine solche Zuordnung eigentlich war. Gemeinsam mit Ursula K. Le Guin und Joanna Russ krempelte sie das ganze Genre um – nach Tiptree war die amerikanische Science Fiction eine andere!



Theodore Sturgeon – THE COMPLETE STORIES

Was für die meisten anderen der hier vorgestellten SchriftstellerInnen inzwischen ganz normal ist, wird für Theodore Sturgeon (1918–1985) vermutlich noch auf längere Sicht unerreichbar bleiben: eine gut gemachte, sauber übersetzte Edition seiner Werke. Obwohl Sturgeons erste Veröffentlichung in Deutschland bereits 1958 erfolgte, sind seine Romane und Kurzgeschichten seit etwa zwanzig Jahren vom Markt verschwunden. Daran ändert auch die Veröffentlichung eines Romans 2001 bei Argument und zweier Story-Bände 2003/2005 bei Shayol nichts, denn trotz vorbildlicher Editionsarbeit sind die in kleinen Auflagen erschienenen Bände seit Langem nicht mehr lieferbar.

Ganz anders sieht es im englischsprachigen Raum aus. Dort hatte Theodore Sturgeon in Paul Williams (der auch an der Philip K. Dick-Werkausgabe beteiligt war) einen energischen und tüchtigen Nachlassverwalter, der in Zusammenarbeit mit Sturgeons Familie und dem Verlag North Atlantic Books zwischen 1994 und 2010 THE COMPLETE STORIES OF THEODORE STURGEON veröffentlichte. Die dreizehn Hardcover-Bände dieser wirklich unfassbar guten Edition enthalten alle 220 Kurztexte, die Sturgeon zwischen 1938 und seinem Tod 1985 geschrieben hat, inklusive bisher unveröffentlichter Stories. Welchen Stellenwert der Autor in seiner Heimat inzwischen genießt, kann man auch dem Umstand entnehmen, dass es sich die Creme de la Creme der amerikanischen Science Fiction nicht nehmen ließ, oftmals geradezu hymnische Lobpreisungen und Erinnerungen in Form von Vor- und Nachworten beizusteuern. Im Anhang eines jeden Bandes gibt es, teilweise sehr umfangreiche, Anmerkungen zu den einzelnen Geschichten, in denen Williams, der langjähriger Freund und Begleiter, unter anderem aus Briefen und Interviews zitiert, und damit, wie nebenbei, gleich noch eine Art Sturgeon-Biografie vorlegt.

Und das Beste zum Schluss: Alle Bände haben, trotz eines relativ hohen Preises, mehrere Auflagen erlebt – und sind weiterhin lieferbar!



Jim Butcher – DIE DUNKLEN FÄLLE DES HARRY DRESDEN

Wenn es den Begriff „Urban Fantasy“ noch nicht gegeben hätte, für den US-Amerikaner Jim Butcher (Jahrgang 1971) hätte man ihn erfinden müssen. Sein „zauberhafter“ Privatschnüffler Harry Dresden ermittelt seit dem 1. April 2000 mehr oder weniger erfolgreich in jenen Fällen, in denen das Chicagoer Police Department aufgrund übernatürlicher Einflüsse nicht weiterkommt. Wie in jeder guten Hard-boiled-Story gibt es auch in Harrys Leben dunkle Geheimnisse, schöne, aber gefährliche Frauen, echte und falsche Freunde, gute und böse Polizisten – und wie in jeder guten Fantasy ist die Magie ein zweischneidiges Schwert und ihr Einsatz kann zu völlig anderen als den erhofften oder erwünschten Ergebnissen führen. Inzwischen füllen Harry Dresdens Fälle fünfzehn Bände, die, nach einem Fehlstart bei Droemer Knaur, inzwischen alle bei Feder & Schwert in kompakten Taschenbuchausgaben auf Deutsch vorliegen. Obwohl der Autor seinen Zauberer mit der Lizenz zum Ermitteln in Kriminal- und anderen Fällen schon seit einiger Zeit „begraben“ möchte, geht es ihm ein wenig wie Arthur Conan Doyle, der seinen Sherlock Holmes wegen des großen Erfolges auch immer weiter ermitteln lassen musste. Und solange jeder neue Harry Dresden-Band auf Platz 1 der Bestsellerlisten auftaucht, wird wohl auch Jim Butcher sich seinem Publikum fügen (müssen).



Arno Schmidt – BARGFELDER AUSGABE & BRIEFE

Ja, ja, ja – ich weiß schon: „Natürlich wieder dieser Arno Schmidt“ werden viele an dieser Stelle stöhnen, aber es ist nun mal so, dass wir in Deutschland keinen anderen Schriftsteller haben, dessen Werk gleichermaßen umfangreich, vielfältig, phantastisch und hochwertig ist, wie das des guten Arno Schmidt (1914–1979). Von seinen romantischen Zaubermärchen der JUVENILIA an bis zum unvollendet gebliebenen Romanfragment JULIA, ODER DIE GEMÄLDE, über dessen Abfassung Schmidt vom Schlag getroffen starb, zieht sich das Utopisch-Phantastische durch fast alle erzählerischen Texte Schmidts. Außerdem entwickelt der „Bücherfresser“ und Polyhistor Schmidt in seinen essayistischen Werken eine ganz eigene Literaturgeschichte und philologische Poetik abseits der akademischen Germanistik und des Feuilletons. Seinen schon zu Lebzeiten bemerkbaren Einfluss auf die von ihm zumeist ignorierten „Kollegen“ kann man inzwischen anhand der vorliegenden Briefbände ebenfalls ganz gut nachvollziehen. In vorbildlicher Weise hat die Arno Schmidt Stiftung in 21 Bänden das Gesamtwerk Arno Schmidts aufbereitet. Die BARGFELDER AUSGABE, im Haffmans Verlag begonnen und inzwischen im Suhrkamp Verlag angelangt, wird in drei Varianten angeboten: kartoniert für den kleinen Geldbeutel, in Leinen gebunden fürs Klassiker-Regal im Spießer-Haushalt und in Halbpergament für den Fanatiker, der seine Sammlung über die nächsten der von Arno Schmidt vorhergesagten  Atomkriege und Weltuntergänge retten will.



Kurd Laßwitz – KOLLEKTION LASSWITZ

Über kaum ein anderes Projekt wurde an dieser Stelle öfter und begeisterter berichtet, als über die von Dieter von Reeken im Selbstverlag herausgegebene KOLLEKTION LASSWITZ. Dennoch erscheint es gerechtfertigt, diese immer noch lieferbare, 22 Bände umfassende Werkausgabe in ihrer Gesamtheit zu würdigen. In der unfassbar kurzen Zeit von 2008 bis 2013 veröffentlichte DvR in drei Abteilungen – „Romane, Erzählungen und Gedichte“ (11 Bde.); „Sachbücher, Vorträge und Aufsätze“ (9 Bde.); „Selbstzeugnisse und Sekundärliteratur“ (2 Bde.) – alles, was Kurd Laßwitz (1848–1910), der „Vater der deutschen Science Fiction“, jemals geschrieben hat (also auch Texte aus dem Nachlass und Neuentdeckungen aus bisher unbekannten Quellen!).

Das sind natürlich vor allem der große deutsche Zukunftsroman AUF ZWEI PLANETEN und die utopischen, phantastischen und märchenhaften Kurzgeschichten der Bände BILDER AUS DER ZUKUNFT, SEIFENBLASEN und TRAUMKRISTALLE, nicht zu vergessen auch der wichtige und immer noch unterschätzte HOMCHEN-Roman. Dazu gesellen sich die zwar zumeist nur noch literaturwissenschaftlich interessanten Essays, in denen Laßwitz sogar eine frühe Poetik der Science Fiction entwirft („Über Zukunftsträume“) und die naturwissenschaftlichen Arbeiten, in denen Laßwitz sich mit den diversen Weltbildern von der Antike bis zu Kant und Fechner kritisch auseinandersetzt. Gekrönt wird diese ungeheure Fleißarbeit von der Maßstäbe setzenden ILLUSTRIERTEN BIBLIOGRAFIE, in der Rudi Schweikert nicht nur eine chronologische Abfolge der Werke vorstellt, sondern diese auch über mehrere Register zugänglich macht und durch das Hinzugeben von fast 350 Abbildungen (davon über 150 farbige) gleichzeitig zu einem wahren „Augenschmaus“ macht.

Insgesamt eine Mammut-Edition, mit der sich DvR einen Platz im Germanisten-Himmel gesichert hat.



Will Eisner – THE SPIRIT ARCHIVE

Auch wenn diese monumentale Werkausgabe noch nicht ganz komplett ist, so ist nach 23 Bänden von Will Eisners THE SPIRIT ARCHIVE (Salleck Publications im Eckart Schott Verlag) das Ende doch in greifbare Nähe gerückt. Die amerikanische Originalausgabe, die bei DC von 2000 bis 2005 erschien, umfasste 26 Bände, bei Dark Horse Comics wurde 2009 noch ein Band mit THE SPIRIT-Adaptionen anderer Künstler nachgeschoben. Seit 2002 veröffentlicht Eckart Schott in schöner Regelmäßigkeit die deutschsprachige Ausgabe. Die Hardcoverbücher haben jeweils etwa 200 Seiten Umfang und einen farbigen Schutzumschlag. Sie enthalten jeweils einen halben Jahrgang der Abenteuer des maskierten Verbrecherjägers und Frauenhelden THE SPIRIT, beginnend im Juni 1940. Vorgeschaltet ist in jedem Band ein Vorwort, in dem praktisch alle Comic-Größen der letzten fünfzig Jahre ihre Verbeugung vor Will Eisners (1917–2005) Genie machen. Eine Besonderheit der deutschen Ausgabe ist es, dass von jedem Band eine Vorzugsausgabe mit einer signierten und nummerierten Druckgrafik von international bekannten Comiczeichnern  erscheint, deren Auflage konstant 280 Exemplare beträgt, während die „normale“ Druckauflage von zuerst 1500 auf inzwischen nur noch 600 Exemplare gesunken ist. Das oft gehörte „darf in keiner Sammlung fehlen“ stimmt in diesem Fall unbedingt.



PERRY RHODAN – Silberbände

Last but not least, der alte Spruch behält auch hier seine Gültigkeit, machen die 133 bis dato erschienen PERRY RHODAN-Silberbände unsere 250 Bücher umfassende Empfehlungsliste vollständig. Band 1 – DIE DRITTE MACHT – erschien 1978, da war die Heftchenserie auch schon siebzehn Jahre auf dem Markt. Inzwischen kann man in der Rastatter Redaktion des Pabel-Moewig Verlags auf ein bereits vor fünf Jahren begangenes 50-Jahre-Jubiläum zurückblicken, aktuell bereitet man sich auf Band 3000 vor und die, nach Willi Voltz und Horst Hoffmann, inzwischen von Hubert Haensel betreuten „Silberbände“ gehen auf die Nummer 150 zu. Welche Leistung, welche Qualität, welche kreative Power hinter PERRY RHODAN steckt, kann man eigentlich erst so richtig in der viele Meter langen (und über 53.000 Seiten umfassenden) silbrig-blau glänzenden Reihe von Romanheftbearbeitungen erkennen, die aus einer inzwischen doch recht unübersichtlich gewordenen Serie von Einzelheften eine in sich schlüssige „Geschichte der Zukunft“ erschaffen hat. In diesem Sinne: PER ASPERA AD ASTRA!



DANKSAGUNG

Nach so einer langen Strecke tut es gut, auch mal stehenbleiben und zurückblicken zu können. Über die Jahre hinweg haben mir ungezählte Freundinnen und Freunde ihre Hilfe und Unterstützung angedeihen lassen. Ihnen allen sei an dieser Stelle von ganzem Herzen gedankt: Ohne Euch und Eurem Interesse an TEMPORAMORES wären wir nie so weit gekommen!

Herrmann Ibendorf



ZITATE

„Wer ein großartiges Buch liest, flüchtet nicht vor dem Leben, sondern taucht tiefer ins Leben ein. Oberflächlich gesehen, mag man zwar flüchten – in andere Länder, Sitten, Sprachmuster –, doch tatsächlich fördert man dabei sein Verständnis der Subtilitäten, Paradoxien, Freuden, Leiden und Wahrheiten des Lebens. Lesen und Leben verhalten sich zueinander nicht gegensätzlich, sondern symbiotisch. Und für die so wichtige Aufgabe der Entdeckung und Selbstentdeckung mittels der Fantasie ist und bleibt das gedruckte Buch das perfekte Symbol.“

Julian Barnes – „Ein Leben mit Büchern“, in: AM FENSTER (S. 336)

 

„Doch mein aufwühlendstes frühes Leseerlebnis war der erschütternde Tod von Thorin Eichenschild in Der Hobbit. Damals hatte ich noch keine Übung mit den Konventionen von Charakterfehlern und den Handlungssignalen, die solche Fehler liefern, und daher gaben mir Thorins Gier und wie brüsk er Bilbo behandelte keinen Hinweis darauf, dass er, Thorin, Sohn des Thrain, des Königs unter dem Berg, sich nicht mehr von den Wunden aus der Schlacht erholen würde, auch wenn meine Mutter versucht hatte, mich sachte darauf vorzubereiten. Ich weinte heftig, bis ich einschlief. Meine Mutter wollte das Buch abbrechen, weil es mich so mitnahm, aber am folgenden Abend überzeugte ich sie davon, dass ich auch leise weinen konnte, und sie las es bis zum Ende vor. Es wurde eines meiner Lieblingsbücher.“

Nicholson Baker – „Thorin, Sohn des Thrain“, in: SO GEHT’S (S. 62)

 

„Keine Kreatur auf Erde hat das Recht, sich für ein menschliches Wesen zu halten, wenn sie nicht mindestens ein gutes Buch kennt.“

Christopher Morley – EINE BUCHHANDLUNG AUF REISEN (S. 65)



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