TEMPORAMORES - Newsletter # 247 - 14.2.2016




KURZMELDUNGEN

Eines der auch sprachlich überraschendsten Bücher der letzten Jahre war Ann Leckies 2015 veröffentlichter Erstlingsroman DIE MASCHINEN, der einen Großteil aller SF-Preise abräumte. Jetzt ist bei Heyne die Fortsetzung unter dem Titel DIE MISSION (ISBN 978-3-453-31693-5) erschienen. Darin wird die Geschichte der Mensch-Maschinen-KI Breq weitererzählt, deren Schicksal auf vielfältige Weise mit der Geschichte und der Zukunft eines galaktischen Imperiums verbunden ist. Und wieder hat Leckies von grammatikalischen Genderfragen mitbestimmter Stil den deutschen Übersetzer Bernhard Kempen bis zum Äußersten gefordert. Dabei enthält DIE MISSION trotz dieser Äußerlichkeiten immerhin auch noch ein gut erzähltes SF-Garn, was die Erwartungen auf den dritten Teil in die Höhe schraubt.

Eine Literaturzeitschrift, die sich Krachkultur nennt und im Krachkultur Verlag (www.krachkultur.de) erscheint, hat Ende 2015 eine Sonderausgabe zur phantastischen Literatur herausgebracht. Nachdem mir das Magazin im Paperback-Format inzwischen vorliegt und einer ersten Prüfung unterzogen wurde, kann es ruhigen Gewissens empfohlen werden. Die Ausgabe 17/2015 von Krachkultur (ISBN 978-3-931924-12-6, 236 Seiten) wurde von Martin Brinkmann und Alexander Behrmann herausgegeben und enthält Beiträge von so illustren Horror-, SF- und Fantasy-Autoren wie Dietmar Dath, Harlan Ellison, Algernon Blackwood, Zadie Smith, Tobias O. Meissner, Leif Randt und James Sallis. Die Texte sind überwiegend Erstveröffentlichungen und wurden mit viel Sachkenntnis und Liebe zum Detail ausgesucht. Eine erzählerische, essayistische und philosophische Annäherung an das Thema Genre-Literatur, die sich durchaus sehen lassen kann.

Als ich mich erstmals näher mit Manny Herrmann und seiner Musik zu beschäftigen begann, war er bereits tot. Helmut Wenske hatte mir den Songschreiber und Sänger der Rockband THE TUMBLING DICE empfohlen – und wie immer hatte er recht damit. Das schmale Werk, das Manny in den paar Jahren geschaffen hatte, in denen er mit seinen Kumpels, auch als THE PACK, TEQUILA FLIGHT und MANNY AND THE COCKROACHES, die hessischen Bühnen unsicher machte, ist ungeheuer intensiv und beeindruckend. Der gute Manny hatte einfach etwas, das man mit keinem Geld der Welt kaufen kann: Charisma. Mit RED ROOSTER (Verlag Robert Richter, ISBN 978-3-932442-15-5, 120 Seiten) ist soeben ein von Wenske/Hyde mit Herzblut zusammengestellter Erinnerungsband erschienen, der alles über „Leben und Tod des Hanauer Rockmusikers Manny Herrmann und die Story von The Tumbling Dice“ erzählt, was man wissen muss, um eine Ahnung zu erhaschen, welches Talent sich da vor seiner Zeit in den Rockhimmel davongestohlen hat – vermutlich, um mit Jimmy und Brian ‘nen geilen Gig zu spielen.



ZITAT

„Ich hatte nie an die Alster gewollt. Wirklich nicht. Doch es ist nun einmal so, dass ich Geld habe. Viel Geld. Und wenn man viel Geld hat, muss man eben an die Alster ziehen. Zumindest hier in Hamburg.“

Sven Amtsberg – „Alsterzilla“; in: Krachkultur 17/2015 (S. 182)



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