TEMPORAMORES - Newsletter # 218 - 1.6.2014




KURZMELDUNGEN

Wie ich diese Frau beneide, kann ich gar nicht in Worte fassen: Die Waliserin Jo Walton ist nicht nur eine sehr gute Autorin, sondern auch eine passionierte Leserin – und sie verfügt offenbar über einen geheimen Zeitvorrat, aus dem sie sich bedient, wenn sie ihre Lieblingsbücher zum wiederholten (!!!) Male liest. Aus dieser Passion ist zuerst ein Blog entstanden und nun ein Buch, dessen Lektüre einfach unglaublichen Spaß bereitet. WHAT MAKES THIS BOOK SO GREAT (Tor Books, ISBN 978-0-7653-3193-9, 450 Seiten, Hardcover) enthält 130 Kapitel in denen Walton über ihre Nochmals-Lektüren von Science-Fiction-Büchern reflektiert (mit diversen Abschweifungen, wie es sich für eine Literaturliebhaberin gehört), und dabei gelingt es ihr praktisch in jedem Fall, diese Besprechungen zu kleinen Essays werden zu lassen, die unmittelbar den Reiz auslösen, die angeführten Werke ebenfalls lesen zu wollen. Natürlich handelt es sich um eine sehr subjektive und persönliche Auswahl Jo Waltons, die dennoch wie nebenbei eine Poetik der Science Fiction entwickelt und eine kurze Literaturgeschichte dieses faszinierenden Genres schreibt. Unverzichtbar!

Der gute Sherlock Holmes findet einfach keine Ruhe. Egal ob im TV oder im Kino, im Comic oder im Buch – mehr als 125 Jahre nach seinem ersten Auftritt als Meisterdetektiv hat er mehr zu tun als je zuvor. Der Blitz Verlag hat eine eigene Taschenbuch-Reihe ins Leben gerufen, deren siebter Band SHERLOCK HOLMES UND DIE DRACHENLADY (ISBN 978-3-89840-387-0) soeben ausgeliefert wurde. Die von Klaus-Peter Walter betreute Anthologie enthält zu den acht Kurzgeschichten ein Nachwort des Herausgebers. Entgegen der inzwischen überhandnehmenden Mode, die Abenteuer von Holmes und seinem Begleiter Doktor Watson in eine Parallelwelt oder gar in die Gegenwart zu versetzen, legt Walter Wert darauf, dass die Beiträger ihre Geschichten möglichst nahe an den literarischen Kosmos anschließen, den Arthur Conan Doyle für seine erfolgreichste Figur erschaffen hat. Dies ist vorzüglich gelungen, die Geschichten von Peter Jackob, Wolfgang Schüler, Christian Endres, Karsten Eichner sowie je zweimal von Klaus- Peter Walter und Franziska Franke „atmen“ alle den Geist der klassischen Doyle-Texte, sie präsentieren Fälle, die der große Detektiv mit mehr oder weniger Aufwand löst, sind gut geschrieben – und fügen dem bekannten Bild von Sherlock Holmes auch noch die eine oder andere unbekannte Facette hinzu. 250 Seiten pures Lesevergnügen.

Am 21. Mai 2014 wurde der Zeichner und Autor Hans Traxler 85 Jahre alt und beschenkte sein Publikum mit dem Bilderbuch WILLI – DER KATER, DER IMMER GRÖSSER WURDE (Hanser, ISBN 978-3-446-24653-9, ca. 30 Seiten). Katzen-Phantastik vom Feinsten!



ZITAT

„Mein Name ist Conan Doyle … Sie haben meinem Sherlock Holmes für kurze Zeit Leben und Gesicht gegeben. Das war großartig von Ihnen! HAHAHAHAHAHAHA!!! Aber einen kleinen Schadenersatzanspruch muss ich doch stellen: Lassen Sie mich Ihre Geschichte schreiben!“

„Der lachende Mann“ in: DER MANN, DER SHERLOCK HOLMES WAR (1937)

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