TEMPORAMORES - Newsletter # 166 - 20.2.2011




NACHRUF

In der Nacht vom 16. zum 17. Februar 2011 verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit der deutsche Schriftsteller Hans Joachim Alpers im Alter von 67 Jahren. Der am 14. Juli 1943 in Wesermünde (heute Bremerhaven) geborene Alpers absolvierte eine Schlosserlehre, studierte in Bremen und Hamburg, arbeitete einige Jahre als Konstruktionsingenieur und wurde ab Mitte der 1970er Jahre zu einer der Zentralfiguren der deutschen Science Fiction. Ob als Autor, Herausgeber, Verleger, Literaturagent, Lexikograph oder Spiele-Entwickler, immer wusste Alpers mit seiner humorvoll-konzentrierten und kompetenten Art zu überzeugen. Von Beginn an stand für ihn der Mensch im Mittelpunkt seines Schaffens.

Bereits in frühen Jahren wurde Alpers zum Science-Fiction-Fan, eine erste Kurzgeschichte erschien 1963 im Fanzine Anabis. Für die Heftreihe TERRA (Moewig Verlag) schrieb er 1967 unter dem Pseudonym Jürgen Andreas eine erste Kurzgeschichtensammlung, die den Titel ERDE OHNE MENSCHEN trug. Danach war er lange Jahre als Autor und Mitherausgeber für die deutsche Ausgabe der Science Fiction Times verantwortlich und arbeitete als Literatur-Redakteur für Magazine wie X-Magazin oder Comet. In den 70er Jahren begann Alpers (zusammen mit Ronald M. Hahn) Romane für jugendliche Leser zu schreiben, z. B. die sechsbändige Reihe um DAS RAUMSCHIFF DER KINDER (Verlag Ensslin & Laiblin, 1977 bis 1979). Gemeinsam mit Werner Fuchs gründete Alpers die literarische Agentur „Utoprop“, den Spiele-Verlag Fantasy Productions (Fanpro) und das erfolgreichste deutsche Rollenspiel DAS SCHWARZE AUGE (DSA). Als Mitherausgeber war er verantwortlich für mehrere unverzichtbare Nach­schlagewerke zur phantastischen Literatur, allen voran natürlich das LEXIKON DER SCIENCE FICTION LITERATUR (Heyne Verlag, 1980, erweitert 1988). Aber auch das LEXIKON DER HORRORLITERATUR (Fanpro, 1999) und das LEXIKON DER FANTASY-LITERATUR (Fanpro, 2005) wurden sofort nach Erscheinen zu Standardwerken.

Ab 1978 war Alpers zuständig für die Science-Fiction-Reihen der Verlage Droemer Knaur und Moewig, in denen er neben qualitativ hochwertigen US-Autoren, wie Philip K. Dick, auch von ihm selbst zusammengestellten Anthologien (ANALOG, KOPERNIKUS) veröffentlichte. Neben DSA-Geschichten war vor allem seine „Shadowrun“-Trilogie (Heyne, 1994/95) beim Lesepublikum erfolgreich. In den letzten Jahren schrieb Alpers unter anderem nautische Sachbücher, einen Gast-Roman für die PERRY RHODAN-Reihe und entwickelte mit „Rhiana, die Amazone“ eine sehr populäre Nebenserie zum DSA-Universum.

Seit 2004 lebte Hans Joachim Alpers, umgeben von den Schätzen seiner SF-Sammlung, zurückgezogen in einem Bauernhaus in Nordfriesland, in der Nähe seines geliebten Meeres.


ZITAT

„Was mich angeht, so bin ich eher der Typ des Weltensammlers, dem eine Welt nicht ausreicht, aber ich akzeptiere es, wenn andere Menschen meine Auffassung nicht teilen.“

Hans Joachim Alpers (im Gespräch mit Carsten Kuhr, www.phantastik-news.de)




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