TEMPORAMORES - Newsletter # 149 - 15.2.2010




KURZMELDUNGEN

Fast unbemerkt ist soeben der neue Großroman von Neal Stephenson erschienen. Der (deutsche?) Titel ANATHEM ist zwar denkbar schlecht auszusprechen, sollte aber den interessierten SF-Leser nicht abhalten, sich den Tausendseiter mal näher anzusehen. Stephenson ist nach seinem Ausflug in die Alternativwelt-Vergangenheit der Erde nun wieder in die Weiten des Weltraums und zu fremden Planeten unterwegs. Die Geschichte spielt auf Arbre, einer Welt, in der die Naturwissenschaften einen fast religiösen Stellenwert einnehmen und in klosterähnlichen Anlagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiterentwickelt werden. Nur während einiger Tage alle hundert Jahre einmal werden die Tore für einen Austausch von Wissen, Waren und Menschen geöffnet. Das von Stephenson gekonnt und umsichtig konstruierte Weltgemälde fasziniert von der ersten Seite an und zeigt ihn als großartigen Erzähler. Die von Juliane Gräbener-Müller und Nikolaus Stingl übersetzte Buchausgabe ist bei Goldmann-Manhattan erschienen und enthält außer einer launigen Vorbemerkung des Autors auch ein Glossar und drei mathematische Kurzgeschichten im Anhang.

Mehr als fünfzig Jahre ist es her, dass CITY von Clifford D. Simak erstmals erschien. Die nicht nur von den damaligen Lesern mit Begeisterung aufgenommenen Erzählungen um den Aufstieg der Hunde vom „besten Freund“ des Menschen zu seinem legitimen Erbe liegen jetzt endlich wieder in einer hübschen und preiswerten Taschenbuchausgabe bei Heyne vor. Der klassisch gewordene deutsche Titel ALS ES NOCH MENSCHEN GAB deutet bereits auf den märchenhaften Charakter der neun Stories hin, die sich als Mythen und Sagen ausgeben, die in einer posthumanen Welt den jungen Hunden von einem alten Roboter am Feuer erzählt werden. Die ebenso klassische Übersetzung von Tony Westermayr wurde beibehalten, nur das Vorwort von Peter Watts, das Nachwort des Autors und die später hinzugekommene neunte Geschichte wurden von Ulrich Thiele eingedeutscht. Dieses „Meisterwerk der Science Fiction“ kann man einfach nur allen empfehlen – ein herzbewegendes Stück Literatur!

Mit einer kleinen Verspätung ist jetzt endlich die vierte Ausgabe von PANDORA (Shayol) ausgeliefert worden. Wer die ersten drei Ausgaben kennt, weiß um die außergewöhnliche Qualität dieses Magazins, Neueinsteiger dürfen sich auf jede Menge hervorragender Kurz-geschichten und Artikel freuen. Vor allem die Erzählungen von Wolfgang Jeschke und Elizabeth Hand sollten Kaufanreiz genug sein. Greifen Sie zu – solange es PANDORA noch gibt! Die Aussichten sind laut Mitherausgeber Hannes Riffel jedenfalls reichlich düster.


ZITAT

„Falls Sie es gewohnt sind, Werke der spekulativen Literatur zu lesen, und gerne selbst hinter die Dinge kommen, überspringen Sie diesen Hinweis. Andernfalls müssen Sie wissen, dass der Schauplatz dieses Buches nicht die Erde, sondern ein Planet namens Arbre ist, der der Erde in vielerlei Hinsicht ähnelt.“

Neal Stephenson – An den Leser, S. 11 (ANATHEM)




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