TEMPORAMORES - Newsletter # 145 - 14.12.2009




KURZMELDUNGEN

Yeah, es ist kurz vor Weihnachten und alle „Pflichten“ sind erledigt. Da macht es besonderen Spaß, wenn man ein paar „Glanzstücke“ für die Sammlung findet. Neben etwas Antiquarischem, über das bei Gelegenheit berichtet wird, ist es vor allem das neue Buch von Shaun Tan, das soeben bei Carlsen erschienen ist, womit ich mir in den nächsten Tagen die Zeit vertreibe. DIE FUNDSACHE (Originaltitel: THE LOST THING) stammt zwar schon aus dem Jahr 2000, fällt aber gegenüber den neueren Büchern keinesfalls ab. In einem riesigen Überformat (32 x 24 cm) und als Hardcover mit Fadenheftung produziert, hat der Verlag sein Bestes gegeben, damit Tans kurzweilige phantastische Erzählung um einen jungen Kronkorken-Sammler, der auf ein etwas verloren wirkendes riesiges rotes „Ding“ trifft, seinen ganzen Zauber entfalten kann. Wenn ich nicht schon jede Menge Geschenke eingekauft hätte, würde ich alle meine Lieben damit beschenken. So müsst Ihr es halt selbst kaufen.

Fast hätte ich UNTERWEGS IN EINEM KLEINEN LAND, die Deutsche Erstausgabe eines „Mainstream“-Romans von Philip K. Dick, übersehen, aber auf das Feuilleton der FAZ ist halt Verlass. Übersetzt von Jürgen Bürger und Kathrin Bielfeldt erschien der 377 Seiten starke Hardcover-Band bereits im Sommer im Münchener Liebeskind Verlag (ISBN 978-3-935890-63-2). Der Originalroman erschien posthum 1985 in den USA unter dem Titel PUTTERING ABOUT IN A SMALL LAND, wurde aber schon in den 50er Jahren geschrieben. Da alle Non-SF-Romane Dicks damals abgelehnt wurden, blieb der Autor dem Genre treu und schuf so eines der komplexesten Gesamtwerke der phantastischen Literatur. Da Dick-Leser dazu neigen, alles von „ihrem“ Autor zu sammeln, werden sie vermutlich auch dieses amerikanische Familiendrama nicht unbeachtet lassen.

Gleiches (die „Sammelwut“) gilt auch für die Leser von Stephen King, dessen Werk aller­dings immer noch ungehemmt wächst und der damit wohl für einen Großteil des Regal-Absatzes von IKEA verantwortlich ist. Heyne brachte DIE ARENA (ISBN 978-3-453-26628-5) zeitgleich mit der amerikanischen Erstausgabe heraus, was für ein gutes Weihnachts-Timing spricht, immerhin hatte Übersetzer Wulf Bergner fast 1.300 Seiten zu bewältigen! Kings Geschichte einer durch ein Kraftfeld von der Außenwelt abgeschnittenen amerikanischen Kleinstadt gehört zu den geläufigen SF-Plots, allerdings kann man sich bei ihm darauf verlassen, dass das Thema fundiert und spannend abgehandelt wird. Wenngleich der „Blutzoll“ auf den ersten einhundert Seiten auch schon recht ordentlich ist, es „ist immer noch nicht so schlimm, wie es noch werden wird“ – ein Leitfaden, an den der Autor sich mit sichtlicher Erzählfreude hält.


ZITAT

„Eine Welt zum Reinbeißen. So frisch gewaschen, duftig und weit. So besummt und bezwitschert  … Spechte, so hatte man bereits mehrfach beobachten können, hielten manchmal unvermittelt inne und warfen von höherer Warte einen Blick ins Land.“

Axel Simon – TATÜTATA FÜR PETER SPUTNIK, S. 7




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