TEMPORAMORES - Newsletter # 139 - 11.7.2009




KURZMELDUNGEN

Offenbar gehen den amerikanischen Buchverlagen die guten Autoren aus, weshalb sie in fremden Gefilden wildern und Comic-Szenaristen einfangen. Aktuellstes Beispiel ist Warren Ellis, bisher bekannt für die Ideen und Texte der Comicserien TRANSMETROPOLITAN und PLANETARY. Bei Heyne erschien jetzt mit GOTT SCHÜTZE AMERIKA sein Erstlingsroman, eine skurrile und durchgeknallte Detektivgeschichte, die keinerlei tieferen Sinn, dafür aber jede Menge schräge Unterhaltung und deftig-farbige Metaphern bereithält. Das Taschenbuch „mit Bonus-Material“ hat 300 großgedruckte Seiten und lässt sich flott an einem Nachmittag weglesen – beste Ferienunterhaltung also für alle, denen ihre Comics zu schade für den Strand sind.

Gute 1.600 Seiten dick und kaum noch mit einer Hand zu heben ist dagegen DAS SCIENCE FICTION JAHR 2009 (Heyne). Das Schwerpunktthema lautet „Quo Vadis, Superhelden?“ und füllt mit 16 Artikeln auf über 400 Seiten mehr als ein Viertel des Bandes. Den Rest füllt die übliche Mischung aus Artikeln, Buchbesprechungen, Nachrufen, Interviews, Marktberichten und der etwas anachronistisch wirkenden Bibliographie. Als Beiträger ist wieder einmal alles versammelt, was Rang und Namen hat: John Clute neben Hartmut Kasper, Erik Simon neben Karsten Kruschel, Wolfgang Jeschke neben Sascha Mamczak, Usch Kiausch im Gespräch mit Greg Bear u.v.a.m. Trotz der Preiserhöhung nicht nur für Superhelden ein „must have“.

Bei Otherworld ist mit UNTER DUNKLEN SCHWINGEN soeben eine von Alisha Bionda herausgegebene Themen-Anthologie ohne Themenvorgabe erschienen, auf die ich vor allem wegen der tollen Bilder von Mark Freier hinweisen möchte (und wegen des Vorworts). Zu den Beiträgern gehören „übliche Verdächtige“ wie Barbara Büchner, Uschi Zietsch und Andreas Gruber, aber auch talentierte neue Stimmen wie die Musikerin Arcana Moon. Als Querschnitt durch die Bandbreite dessen, was die deutsche Phantastik derzeit zu bieten hat, ein gelungenes Buch (mit einem außergewöhnlichen Vorwort).



ZITAT

„Ich schlug die Augen auf und sah, wie die Ratte in meinen Kaffeebecher pisste.“

Warren Ellis – GOTT SCHÜTZE AMERIKA (S. 7)

 

„So haben namhafte Autoren und Newcomer, die sich anschicken, die Welt der Literatur zu bereichern, dazu beigetragen, einen Horst für die Leser zu schaffen, der diese mit Vielfalt empfängt und eine Weile beherbergen möchte“.

Alisha Bionda – Vorwort; in: UNTER DUNKLEN SCHWINGEN (S. 3)

 

„Es gibt Leute, die haben ihre besten Ideen, wenn sie auf dem Klo sitzen.“

Lutz Göllner – „SciFi, Juden, Jugendliche“; in: DAS SCIENCE FICTION JAHR 2009 (S. 32)




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