TEMPORAMORES - Newsletter # 127 - 8.10.2008




KURZMELDUNGEN

Die deutschsprachige Literaturkritik tut sich ja gewöhnlich etwas schwer, wenn es um Science-Fiction-Titel geht. Umso erfreulicher ist, dass es Dietmar Dath mit DIE ABSCHAFFUNG DER ARTEN, seinem soeben bei Suhrkamp erschienen „fabel-haften“ Zukunftsroman, auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2008 geschafft hat. In einem Zeitalter, das die Herrschaft des Menschen über die Schöpfung nur noch in sagenhafter Erinnerung hat, beherrschen intelligente Tiere die Welt. Allerdings scheinen sich auch bei ihnen einige der Mechanismen zu entwickeln, die dazu führten, dass „den Menschen passiert ist, was ihnen passiert ist“. Dath, ein ausgewiesener Kenner der Genreliteratur, spielt auf höchstem Sprachniveau mit den Versatzstücken der großen Katastrophenromane der Vergangenheit. Mary Shelley, H. G. Wells, George Orwell, Stephen King und William Gibson mögen einem einfallen – oder (um auch mal einen etwas irren Klappentext zu zitieren): „Wenn Charles Darwin KRIEG DER WELTEN geschrieben hätte, vielleicht wäre ein Buch wie dieses dabei herausgekommen“.

Bei DvR macht die KOLLEKTION LASSWITZ rasante Fortschritte. Soeben ist dort ASPIRA erschienen. „Der Roman einer Wolke“ führt die Laßwitz’sche Beschäftigung mit der von G. T. Fechner entwickelten Idee einer „Allbeseeltheit“ der Natur auf eine neue Ebene. Hier ist es eine Wolke, ausgestattet mit Neugier und Selbstbewusstsein, die ihren Wunsch, einmal das Leben eines Menschen führen zu dürfen, erfüllt bekommt. Die tragisch-schöne Liebesgeschichte, die Laßwitz hier entwickelt, hat zudem autobiographische Hintergründe. Ein immer noch lesenswertes Buch (ISBN 978-3-940679-18-5, 180 Seiten, 22,50 Euro), das man am Besten direkt beim Verlag (www.dieter-von-reeken.de) erwirbt.

Ebenfalls neu im Oktober ist die Ausgabe 32 von phantastisch! neues aus anderen welten, dem wie immer lesenswerten Magazin aus dem Hause Achim Havemann. Die besonderen Highlights des Heftes sind die Artikel von Achim Schnurrer (über den WIZARD OF OZ-Autor L. Frank Baum) und Klaus Bollhöfener (über einen seiner bescheidensten und fleißigsten Mitarbeiter, dessen Initialen H. I. lauten). Jede Menge Interviews (u. a. Alan Dean Foster) und Rezensionen, sowie Berichte über die Comic-Serie STORM und Thailändische Horrorfilme füllen die wie immer reichillustrierten Seiten (und die Stories kann man, leider auch wie immer in letzter Zeit, überblättern). Trotzdem, jetzt wieder: wie immer, mehr als nur empfehlenswert.



ZITAT

„Fahr übers Meer nach Amerika, fahr zurück, erleb die Invasion der Metzelmonster, laß dich auf den Mond schießen, laß dich in die Umlaufbahn um die Venus schießen, laß dich jahrhundertelang einfrieren, du wirst viel zu sehen bekommen, du wirst ein erzieherisch wertvolles Leben haben.“ So hatten die Worte des Bösesten gelautet, des Oberteufels aller Zeiten.

Dietmar Dath – DIE ABSCHAFFUNG DER ARTEN. (S. 433)




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