Im Züricher Diogenes Verlag pflegt man seit vielen Jahren das Werk des
1920 geborenen amerikanischen Autors Ray
Bradbury, der vor allem für seinen niemals
nachlassenden Ausstoß an Kurzgeschichten berühmt ist. Allerdings gelang es ihm
auch, mit seinen wenigen Romanen einen tiefen Eindruck beim Lesepublikum zu
hinterlassen. Vor allem sein 1953 erstmals erschienenes Meisterwerk FAHRENHEIT
451 schaffte es innerhalb kürzester Zeit zu einem modernen Klassiker zu werden
und dient heute in aller Welt als Schullektüre. Offenbar hat man sich in der
Schweiz gedacht, es sei mal wieder an der Zeit, den Bradbury-Lesern
etwas Gutes zu tun, weshalb nun gleich drei seiner wichtigsten Werke unter dem
Obertitel SPACE OPERA (ISBN 978-3-257-06650-0) in einer schön aufgemachten
Kassette erscheinen. Neben FAHRENHEIT 451 fanden noch die berühmten Geschichtensammlungen
DER ILLUSTRIERTE MANN (von 1951) und DIE MARS-CHRONIKEN (entstanden zwischen
1946 und 1950) Aufnahme in die illustrierte Papp-Box. Die drei Bücher sind in
orangefarbiges Leinen gebunden, jeweils mit einem Lesebändchen versehen und
enthalten neu durchgesehene Übersetzungen von Fritz Güttinger, Peter Naujack und Thomas Schlück und zum Teil auch neue
Vor- und Nachworte von Bradbury. Zudem wurde bei den
MARS-CHRONIKEN eine 1997 erschienene und um mehrere Geschichten erweiterte
Originalausgabe als Text-Grundlage gewählt. Alles in allem eine sehr schöne und
gediegene Ausgabe, die als Schmuckstück der heimischen Bibliothek die alten, zerfledderten
Taschenbücher ersetzen könnte, die wir alle seit Jahrzehnten besitzen.
Fantasyliteratur einmal abseits der allzu bekannten anglo-amerikanischen Dutzendware bietet der erste Band der
„Grenzländersaga“ der 1958 geborenen argentinischen Autorin Liliana Bodoc,
der unter dem Titel DIE TAGE DES HIRSCHES soeben als Suhrkamp Taschenbuch (ISBN
978-3-518-45979-9) erschienen ist. Das – im für Suhrkamp völlig ungewöhnlichen
Paperback-Großformat erschienene – Werk spielt in einer an das Südamerika vor
der spanischen Eroberung erinnernden Fantasy-Welt und
ist angefüllt mit den Mythen und Sagen dieses uns auch heute noch bemerkenswert
„fremden“ Kontinents. Das Original LOS DIAS DEL VENADO erschien erstmals im
Jahr 2000 und brachte der Autorin zahlreiche Preise und internationale
Beachtung. Die Folgebände der Trilogie sollen als DIE TAGE DES SCHATTENS
und DIE TAGE DES FEUERS ebenfalls bei
Suhrkamp erscheinen.
„Raketensommer. Die Leute lehnten sich
aus ihren tropfenden Veranden und beobachteten den sich rötenden Himmel. Die
Rakete lag auf dem Startfeld und stieß rosa Wolken aus – Wolken von Feuer und
Hitze. Die Rakete stand dort im kalten Wintermorgen und ließ es Sommer werden
mit jedem Ausatmen ihrer mächtigen Auspuffrohre. Die Rakete machte das Wetter,
und für einen kurzen Augenblick lag der Sommer über dem Land …“
Ray Bradbuy – DIE MARS-CHRONIKEN, S. 21